Robertus Malatesta, B. (15)

[106] 15B. Robertus Malatesta. Cf. (10. Oct.). Dieser selige Robertus ist nach der von ihm vorhandenen gleichzeitigen aber anonymen Lebensbeschreibung aus dem edlen Geschlechte der Malatesta entsprossen. Von Kindheit auf gab er Zeichen seiner künftigen Frömmigkeit. Kaum fünf Jahre alt, beschäftigte er sich mit Todesbetrachtungen und antwortete seinem Oheim Carl auf die Frage, was er am liebsten werden möchte: »Ich möchte arm sterben!« Erstaunt hierüber und in der Meinung, der Knabe habe nur aus Einfalt so gesprochen, fragte der Oheim zum zweiten und drittenmal und bekam dieselbe Antwort. Schon in seinem zehnten Jahre wendete der Selige gegen die erwachende Begierlichkeit Bußgürtel, Geißeln und strenges Fasten an. Oefter stand er Nachts vom weichen Bette auf und schlief auf bloßem Boden. Vom Mittagessen stand er hungrig auf und sättigte von dem so Erübrigten die Armen. Den Umgang mit muthwilligen Knaben und alle Kinderspiele vermied er, und suchte einsame Orte, um Gott zu dienen. Als er 18 Jahre alt war, wurde er gegen seinen Willen von seinem Oheim mit Margaretha, der Tochter des Markgrafen Nicolaus von Este, vermählt. Er verehrte den hl. Franciscus als besondern Patron, und stellte sich unter die Leitung eines frommen und gelehrten Priesters dieses Ordens. Auf eine Erscheinung des hl. Franciscus trat er am Feste dieses Heiligen i. J. 1430 in den dritten Orden. Aeußerlich standesgemäß gekleidet, hatte er innerlich allen Pomp abgelegt. Gegen Kranke, Aussätzige und Arme war er voll Liebe und Barmherzigkeit, während er selbst strenge Abtödtungen [106] übte. Oft hatte er himmlische Erscheinungen. In einer von ihm erbauten Kapelle hörte er täglich die heil. Messe; sehr oft, jedesmal unter häufigen Liebesthränen, empfing er die hl. Communion. Seine Unterhaltung suchte und fand er in der Lesung der heil. Schrift und geistlicher Bücher. Einmal befreite er einen Besessenen dadurch, daß er über das Haus, in welchem derselbe wohnte, mit einem Dorn aus der Krone Christi das Zeichen des hl. Kreuzes machte. Einen Aufruhr, welcher dadurch entstand, daß er Borgo di San Sepolcro und einige Schlösser, die ihm sein Vater hinterlassen hatte, dem Papste restituirte, stillte er dadurch, daß er eine ruhige, liebevolle Anrede an das Volk hielt. – Sein Wunsch wäre gewesen, für Christus den Martyrtod zu erleiden. Der Herr schickte ihm zum Ersatze große körperliche Schmerzen. Bei den Operationen, denen er sich unter werfen mußte, sah man nicht das mindeste Zeichen von Ungeduld. Als man ihm seine bevorstehende Auflösung ankündigte, bereitete er sich durch tägliche Beicht und oftmalige Communion darauf vor, oft die Worte des Apostels wiederholend: »Ich wünsche ausgelöst zu werden und bei Christus zu sein.« In der letzten Lebensstunde betete er noch das Athanasianische Glaubensbekenntniß und sprach mit heiterm Angesichte: »Ich sehe den Himmel offen.« So entschlief er auf seinem Landgute am 10. Oct 1431. Sein Leichnam wurde nach Rimini gebracht und dort nach seinem Willen im Gottesacker der Franciscaner begraben. Nach seinem Tode leuchtete er durch viele Wunder, welche durch das Zeugniß bewährter Männer amtlich beglaubigt wurden. Im Mart. Rom. ist der selige Robert nicht erwähnt. Von Artur und Hueber aber ist er als »Seliger« in die Menologien der Franciscaner aufgenommen. (V. 145)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 5. Augsburg 1882, S. 106-107.
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