Servatius, S. (1)

[263] 1S. Servatius, Ep. Conf. (13. Mai, al. 6. Febr., 7. Juni) Der hl. Bischof Servatius, auch Servatio, Arvatius, Aravalius, Sarbalius und Sabbatius geschrieben, der Sohn unbekannter Eltern, welche Emin und Memilia geheißen haben sollen, durchlebte eine bewegte, aber nicht sündhafte Jugendzeit. Nach Vollendung seiner Studien reiste er nach Palästina, ließ sich nach der Heimkehr zum Priester weihen und hielt Missionspredigten an verschiedenen Orten Galliens. Als Bischof von Tongern – Mastricht war er der zehnte in der Reibenfolge. Er war, wie der heil. Gregorius von Tours (hist. Fr. II. 5.) berichtet, ein Mann non hervorragender Heiligkeit, der unaufhörlich wachte und fastete, und unter häufigen Thränen die Barmherzigkeit des Herrn über sich und sein Volk anrief. Das Jahr, in welchem er sein Amt antrat, läßt sich nicht bestimmen. Um d. J. 336 war er bereits Bischof, da der hl. Athanasius d. Gr. non Alexandria in der Verbannung auch zu ihm kam. Im J. 343 oder 344 (so Hefele, Concil. - Gesch. l. 515) war er Mitglied des Concils von Sardica, im J. 346 des Concils von Cöln. Die Acten jenes Concils schreiben seinen Namen Serbatius. Zu Cöln wurde die Absetzung des Arianischen Bischofs Euphrates von Cöln ausgesprochen, zu Sardica handelte es sich um die Rechtfertigung und Wiedereinsetzung des heiligen Athanasius. Zwei Jahre später finden wir ihn auf einer zweiten Synode, welche gleichfalls in Sachen des Euphrates von Cöln in dieser Stadt abgehalten worden sein soll. Im folgenden Jahre kam er mit einer Gesandtschaft, welche der Usurpator Magnentius an den Kaiser Constantius abordnete, nach Alexandria, wo er seinen Freundschaftsbund mit dem hl. Athanasius erneuerte. Im J. 359 befand er sich unter den auf Befehl des Kaisers Constantius zu Rimini versammelten Bischöfen und widersetzte sich, obwohl anfänglich ebenfalls durch das vorgelegte, arianisch versteckte Glaubensbekenntniß getäuscht und durch die Vorstellungen des Präfecten Taurus überredet, auf die Mahnung des im Exil befindlichen hl. Hilarius von Poitiers mit aller Kraft der freundlich schleichenden Schlange der Irrlehre. Es ist wahrscheinlich, daß er wenigstens zweimal das Centrum der Christenheit, Rom, besucht hat. Von seiner bischöflichen Wirksamkeit erzählt die Legende, daß ihn, wenn er predigte oder Beicht hörte, Jedermann verstand, während er ohne Dollmetsch sich nicht verständlich machen konnte, wenn es sich um zeitliche Geschäfte handelte. Außerdem erzählt der hl. Gregorius v. Tours, es sei dem Heiligen der Einfall der Hunnen, womit Gott die Sünden der Gallier bestrafen werde, geoffenbart worden. Er habe deßhalb eine (dritte) Wallfahrt nach Rom angetreten, um an den Gräbern der hhl. Apostel Petrus und Paulus Hilfe für sein Volk zu erflehen. Nachdem er hier viele Tage gebetet und streng gefastet hatte, erhielt er die Antwort, der Rathschluß des Herrn, daß die Hunnen Gallien entvölkern sollen, stehe fest, doch werde er selbst diese Uebel nicht mehr erleben. (Die Sage setzt hinzu, der hl. Petrus habe ihm bei dieser Gelegenheit einen silbernen Schlüssel gegeben; auf der Heimreise sei er in die Gefangenschaft der Gothen gerathen, aus welcher ihn ein Engel befreite; als er auf dem Wege bei heißem Mittag ausruhte, habe ein Adler über ihm die Flügel ausgebreitet und Schatten gespendet; ein anderes Mal habe er dürstend durch sein Gebet aus dem dürren Boden eine frische Quelle sprudeln lassen, worauf ihm ein Engel das Trinkgeschirr dazu brachte.) Nun kehrte er eilig nach Tongern zurück, verabschiedete sich von der Geistlichkeit und den Bürgern der Stadt, und gab ihnen unter Thränen zu verstehen,[263] daß sie sein Angesicht nicht lange mehr sehen würden. Sie aber antworteten mit großem Wehklagen: »Verlaß uns nicht, heiliger Vater! vergiß uns nicht, guter Hirte!« Als aber kein Weinen ihn zum Widerrufe bringen konnte, empfingen sie den hl. Segen, küßten ihn und entfernten sich. Der Heilige begab sich darauf nach Mastricht11, wo ihn ein leichtes Fieber befiel, an welchem er starb. Seine Grabstätte erhielt er unferne von der Brücke auf dem allgemeinen Gottesacker. Sein Tod wird in das Jahr 383 oder 384 gesetzt. Damals lagen die Hunnen noch im Kampfe mit den Ostgothen, die von der Ostsee bis zum schwarzen Meere herrschten. Siebenzig Jahre nach dem Hinscheiden des Heiligen traf seine Weissagung ein. Das Mart. Rom. erwähnt (nach Greg. Turon. de gl. conf. c 72 und hist. Fr. l. c.) des Wunders, daß bis zur Zeit des Bischofes Monulfus sein Grab niemals mit Schnee bedeckt wurde, wenn auch die ganze Gegend ringsum davon bedeckt war. Am 6. Febr. wird er mit allen hl. Bischöfen von Mastricht commemorirt. Seine Reliquien kamen eine Zeit lang nach Sachsen; ihre Wiederverbringung nach Mastricht ist in den Kalendarien zum 7. Juni angemerkt. Wer aus dem Trinkgeschirr des Heiligen vertrauensvoll trinkt, wird vom Fieber befreit. Bei der Kirche seines Namens zu Mastricht wurde später ein Kanonikat errichtet. Der Heilige steht auch zu Duisburg, Worms, Quedlinburg, wo die Stiftkirche seinen Namen führt, Pöhlde u. a. O. in Verehrung. Nur der Vollständigkeit halber gedenken wir noch der von einem griechischen Mönche in angeblicher Verzückung erdachten, oft nacherzählten Fabel, der Heilige sei ein Bruder der hl. Elisabeth und Onkel des hl. Johannes des Täufers gewesen, habe ein Alter von weit über 300 Jahren erreicht etc. Dagegen ist wohl glaublich, daß der hl. Severinus von Cöln eines Tags eine feurige Kugel über ihm schweben und in den Himmel emporsteigen sah. Das zu seiner Verehrung vorgeschriebene Kirchengebet enthält die Bitte, daß Gott durch die Fürbitte des Heiligen alle Widerwärtigkeiten von uns abwende, damit wir desto getreuer dem Dienste Gottes obliegen mögen. Auf Abbildungen finden sich hauptsächlich die von ihm oder an ihm geschehenen Wunder dargestellt. Soz. B. sieht man einen Engel neben ihm, einen Adler über ihm, in der Hand trägt er nebst dem Stabe einen silbernen Schlüssel (Nagel), ein Drache (die arianische Ketzerei) verendet zu seinen Füßen, er eröffnet mit seinem Stabe eine Quelle, er belet an den Gräbern der hhl. Apostel.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 5. Augsburg 1882, S. 263-264.
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