Veronica, S. (7)

[670] 7S. Veronica (12. Juli), die Blutflüssige, deren (Matth. 9,20.) im Evangelium gedacht wird, ist bei Behandlung der hl. Veronica2 schon genannt worden. Was hier zu sagen ist, hat für uns die Bedeutung eines Anhanges zu diesem Artikel, wenn auch in den griechischen Menologien ihr Andenken an obigem Tage besonders gefeiert wird. Sie war aus Cäsarea Philippi, [670] an der nordöstlichen Grenze Palästinas. Indem sie im Glauben das Kleid des Herrn berührte und körperlich geheilt wurde, ist sie zugleich durch die Gnade Christi an ihrer Seele gereinigt worden. Zum Danke für das geschehene Wunder hat sie, der Legende zufolge, die Statue unsers Herrn vor ihrem Hause zur Verehrung aufgestellt, und die ganze Zeit ihres Lebens seinem Dienste geheiligt. Ihr Name ist Berenice oder Veronica. Auch das Euangelium läßt nicht unbemerkt, dall sie eine sehr reiche, vornehme Frau gewesen sein müsse, deren Vermögen groß genug war, um den Rath und die Hilfe sehr vieler Aerzte in Anspruch nehmen zu können. Jedenfalls ist eine Identificirung mit Martha, welche einige Exegeten zu begründen versucht haben, nicht zulässig, denn unsere Heilige heißt ausdrücklich eine »Syrophönicierin«. Dagegen kann weder bejaht noch verneint werden, daß sie es gewesen, die dem Herrn auf seinem letzten Gang das Schweißtuch reichte. Das oben bemerkte Denkmal stand noch um die Zeit Constantins des Großen, als Eusebius seine Kirchengeschichte verfaßte. Doch läßt seine Erzählung auch die Deutung zu, das Bildniß sei von den Christen jener Zeit zwar als Bildniß Christi verehrt worden, es sei aber keineswegs gewiß, ob dieser Verehrung nicht ein Irrthum hinsichtlich der dargestellten Person zu Grunde gelegen habe. Für die Aechtheit des Bildes spricht der Umstand, daß diese Erzählung zur Zeit des Bilderstreites als ein Hauptbeweis für die Erlaubtheit der Bilderverehrung angerufen worden ist. (III. 273–279.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 5. Augsburg 1882, S. 670-671.
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