Vincentius, B. (52)

[728] 52B. Vincentius, Ep. Conf. (2. Febr. al. 7. März). Dieser hl. Bischof von Krakau ist am 8. März d. J. 1223 als Cistercienser gestorben. Er führt den Zunamen Kadlubek (Kadlūbko), zu deutsch Rumpf, und stammte nach Angabe der Ordensmenologien aus dem edeln Geschlechte der Rosen (de Rosis). was aber nicht von allen Schriftstellern als sicher angenommen wird. Geboren im J. 1160 in der Villa Karwow, in der ehemaligen Grafschaft Sandomir (jetzt russ. R.-B. Radom), gab er schon als Kind Proben außerordentlicher Frömmigkeit, so daß sein Vater Bogumil und seine Mutter Benigna, große Freude an ihm hatten. So blieb er auch als Jüngling; er studirte – wir folgen hier dem Proprium regni Poloniae et Sueciae – mit größtem Fleiße, betete aber nicht weniger fleißig, und mied alle Ausgelassenheit und Leichtfertigkeit, ganz besonders aber den Umgang mit faulen und bösartigen Altersgenossen. Der Bischof Fulco von Krakau, [728] hievon unterrichtet, schenkte ihm sein ganzes Vertrauen, weihte ihn zum Priester, berief ihn als Rath in das Collegium seiner Domherren, und machte ihn zum Propste der Stiftskirche in Sandomir. Auch in dieser Stellung erfüllte er alle seine Obliegenheiten mit so großer Heiligkeit, daß er den übrigen Priestern als Spiegel der Bescheidenheit, Reinigkeit und anderer Tugenden voranleuchtete. Um diese Zeit schrieb er eine Chronik von Polen, welche sehr geschätzt ist; sie reicht bis zum J. 1203 (de gestia Polonorum, libri 4). Nach dem Tode des Bischofes Fulco wurde er zu dessen Nachfolger gewählt und im J. 1208 vom Papste Innocenz III. bestätiget. Erzbischof Heinxich I. von Gnesen (vom I. 1200–1219) ertheilte ihm die bischöfliche Weihe. Auch in diesem hohen Amte bewährte er sich als einen treuen und gewissenhaften Verwalter, und suchte nach Kräften den katholischen Glauben zu verbreiten, und eine gute Kirchenzucht zu führen. Um die Einkünfte seines Bisthums zu verbessern, brachte er die Vermögensverwaltung in gute Ordnung, und erwarb sich durch Urbarmachung und Ansiedelungen der durch lange Kriege verwüsteten und verödeten Länderstrecken große Verdienste. Der Zierde und Ausschmückung der Kirchen und dem Dienste der Armen und Kranken widmete er nicht bloß sein ganzes bischöfliches Einkommen, sondern auch, neben persönlichen Dienstleistungen, einen großen Theil seines väterlichen Vermögens. Als besondern Beweis seiner Frömmigkeit erwähnen seine Tagzeiten die Stiftung eines ewigen Lichtes vor dem Allerheiligsten in der Kathedralkirche. Nachdem er zehn Jahre die ihm untergebene Heerde mit aller Sorgfalt geweidet hatte, gedachte er sein übriges Leben der Sorge für sein Seelenheil zu widmen, legte im Jahre 1215 sein bischöfliches Amt in die Hände des Papstes Honorius III., vertheilte sein ganzes Vermögen unter die Armen, zog seine Schuhe aus, und ging baarfuß nach dem Cistercienserkloster Andreow, öfter auch Klein-Morimund genannt, weil es non Morimund aus bevölkert worden war, wo er fünf Jahre lang in allen klösterlichen Tugenden und außerordentlichen Gnadengaben leuchtete. Die Veranlassung hiezu lag wohl zunächst in ihm selbst. Sein ganzes bisheriges Leben hatte gezeigt, daß er von der Welt nichts wollte und erwartete. Als Bischof konnte er sich vielen rein weltlichen Geschäften nicht entziehen. So z. B. bediente sich seiner König Leszek der Weiße als Vermittler in den Kämpfen um die Landschaft von Halicz und um seine Tochter Salomea, welche zur Besiegelung des Friedens den König Koloman von Ungarn heirathen sollte, dahin zu überbringen. Die Sache fiel aber so unglücklich aus, daß sie der hl. Bischof nur durch schleunige Flucht vor dem Tode retten konnte.30 Im J. 1212 schlug der Blitz in die Domkirche, was als Strafe Gottes für die ausgelassene Fastnachtfeier, welche der Fürst und seine Großen ungeachtet der Abmahnung des hl. Bischofes in Krakau abhielten, angesehen wurde. Als sein Entschluß, ins Kloster zu gehen bekannt wurde, stemmten sich freilich die Domherren und das Volk mit aller Kraft dagegen, aber er hatte seine Widmung für ein strengeres, nur der Betrachtung und Abtödtung geweihtes Leben vor Gott bereits vollzogen, und führte sie so strenge durch, daß er schon bei Lebzeiten, besonders aber nach seinem Tode vom Volke allgemein als ein Heiliger gepriesen wurde. Im J. 1633 wurden seine Gebeine erhoben und nach Sandomir übertragen. Seit dem J. 1651, in welchem den polnischen Cisterciensern vom Generalcapitel die Erlaubniß gegeben wurde, seine Canonisation zu betreiben, nahm seine Verehrung immer größern Aufschwung. Papst Clemens XIII. hat im J. 1764 seine Verehrung bestätiget. Im J. 1846 wurde noch ein Theil seiner Reliquien von Andreow31 nach Sandomir übertragen. Das Proprium von Polen und Schweden feiert ihn (dupl. maj.) am zweiten Sonntag im Oktober. Ueber diesen Seligen handeln außer einer im J. 1642 zu Krakau erschienenen Vita Ossolinsky: Vincenz Kadlubek, ein hist.-krit. Beitrag zur slaw. Literatur, deutsch von Linde, Warschau 1822; Caro: Geschichte Polens, Gotha 1863, II. 566–573; Wattenbach, Geschichtsquellen, S. 384; Annales Cracov. et Polon. bei Vertz XIX. 595 und 631, und Winter, die Cisterzienser [729] des n.-ö Deutschlands, I. 210, Gotha, 1868.32


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 5. Augsburg 1882, S. 728-730.
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