Angoulème [2]

[191] Angoulème – Louis Antoine de Bourbon, ältester Sohn des Grafen Artois (Karls X.) und Maria Theresias von Savoyen, geb. 1775, wanderte 1789 aus, verheirathete sich 1796 mit der Tochter Ludwigs XVI., seiner Cousine, folgte 1814 dem Siegeszuge Wellingtons, zog den 12. März in Bordeaux ein und organisirte die Royalisten. Im J. 1815 bereiste er den Süden und wurde von dem Könige zum Generallieutenant erklärt, als Napoleon von Elba aus gelandet hatte. Er zog gegen denselben, errang einige Vortheile, wurde aber in St. Jaques von den Seinigen verlassen und gefangen. Napoleon entließ ihn auf einem schwed. Schiffe nach Barcelona und der Herzog sammelte an der span. Gränze die Royalisten, als ihm die Schlacht von Waterloo die Rückkehr nach Frankreich öffnete. 1819 ernannte ihn der König zum Präsidenten der Pairskammer, im Herbste stellte er den Frieden in Nismes und den Sevennen her, wo Katholiken und Protestanten ihre alte Fehde blutig erneuert hatten, 1823 leitete er den Feldzug nach Spanien, der Ferdinand VII. restaurirte und erwarb sich das Lob eines tüchtigen Feldherrn und eines gerechten, zur Milde geneigten Charakters. Die Juliusrevolution 1830 trieb ihn abermals in die Verbannung; er lebte zuerst in England und Schottland, dann in Prag, zuletzt in Görz, wo er 1844 starb.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 191.
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