Angoulême [1]

[524] Angoulême (spr. anggulǟm'), Hauptstadt des franz. Depart. Charente, 96 m ü. M., an der Charente, Knotenpunkt der Orléans- und der Staatsbahn, besteht aus der alten Stadt, die von schönen Promenaden[524] (den ehemaligen Wällen) umgeben ist, und den ringsum liegenden Vorstädten, hat eine Kathedrale (1128 im romanisch-byzantinischen Stil erbaut) mit reicher Fassade, ein schönes Stadthaus (mit zwei Türmen des alten Schlosses), eine Statue Margaretes von Valois, ein Lyzeum, ein theologisches und ein Lehrerseminar, Bibliothek und Naturalienkabinett, ist Sitz eines Bischofs und eines Handelsgerichts und zählt (1901) 34,948 (als Gemeinde 37,650) Einw., welche die Steinbrüche in der Nähe ausbeuten, bedeutende Fabrikation von Papier, Tapeten, Schußwaffen und Pulver, Drahtzieherei, Maschinenbau und lebhaften Handel mit Branntwein u.a. treiben. – A. ist das alte Iculisma in Aquitanien, das im 9 Jahrh. von den Normannen zerstört wurde. Die Landschaft hieß früher Angoumois und war eine Grafschaft (s. die Geschichtskarte bei »Frankreich«), die 1307 mit der Krone vereinigt wurde. 1515 erhob sie Franz I. zum Herzogtum zu gunsten seiner Mutter, und Ludwig XIV. machte daraus die Apanage des Herzogs von Berry, der 1714 starb. Seitdem behielten die Prinzen der ältern bourbonischen Linie den Titel »Herzog von A.« In A. wurden Margarete von Valois und der Königsmörder Ravaillac geboren. Vgl. Lièvre, A., histoire, institutions et monuments (Angoul. 1893).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 524-525.
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