Lyzēum

[8] Lyzēum (griech. lykeion), ein dem Apollon (Lykeios) geweihtes Heiligtum in Athen und ein dabei angelegtes Gymnasium, beliebter Aufenthaltsort der Philosophen, besonders der Peripatetiker. Auch die Römer nannten ähnliche Anstalten Lyzeen, wie das Gymnasium in Hadrians Villa bei Tibur. Seit der Zeit der Humanisten und der Renaissance Name für höhere, ihre Zöglinge zum Besuch der Universität vorbereitende Schulen; daher jetzt meist gleichbedeutend mit Gymnasium (s. d.). In Bayern gibt es 7 Lyzeen, 6 königliche (Freising, Passau, Regensburg, Bamberg, Dillingen, Augsburg) und ein bischöfliches (Eichstätt), die hinsichtlich der Lehrverfassung den katholisch-theologischen und philosophischen Fakultäten deutscher Universitäten entsprechen, im ganzen aber nur schwach besucht sind. In Frankreich ist L. (Lycée) Bezeichnung für die Staatsgymnasien, während die städtischen gelehrten Schulen Collèges (s. d.) heißen. Die französischen Lycées haben acht oder bei Teilung der obersten in zwei Stufen neun Klassen, die eine division élémentaire (VIII. und VII.), division de grammaire (VI., V., IV.) und division supérieure (III., II., I) bilden. Sie sind meist mit Internaten verbunden. Doch wird über allerlei Reformen seit Jahren verhandelt. Der Lehrgang schließt mit der Erlangung des Baccalauréat es lettres, es sciences oder, wo eine Klasse der mathématiques spéciales besteht, des B. es lettres et sciences, die etwa den deutschen Reisezeugnissen eines Gymnasiums etc. entsprechen, aber nicht an den Anstalten selbst, sondern durch Prüfung vor besondern Kommissionen erworben werden. – In neuerer Zeit hat man die Bezeichnung L. auch mehrfach für solche dem weiblichen Geschlecht gewidmete Lehranstalten gewählt, die eine höhere, dem Universitätsstudium angenäherte Bildung anstreben (Viktoria-Lyzeum in Berlin, Alice-Lyzeum in Darmstadt).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 8.
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