Bamberg [1]

[316] Bamberg, ehemaliges reichsunmittelbares deutsches Bistum, hatte vor der Säkularisation 3580 qkm (65 QM.) mit 207,000 Einw. Von Kaiser Heinrich II. gestiftet, wurde das Bistum 1007 von Papst Johann VIII. bestätigt. Von den 62 Bischöfen war der erste Heinrichs II. Kanzler Eberhard, 1007–40; der zweite, Suidger, wurde 1046 als Clemens II. Papst. Hermann beförderte die Stiftung der Benediktinerabtei Banz durch die Gräfin Alberada (1071), gründete 1073 das Augustinerstift St. Jakob zu B. und wurde wegen Simonie und Verschwendung 1075 abgesetzt. Sein Nachfolger Rupert (gest. 1102) ward, weil ersich 1076 auf der Reichsversammlung zu Worms gegen Gregor VII. erklärte, gebannt, später aber losgesprochen und wieder eingesetzt. Otto I. von Mistelbach[316] wurde 1124 der berühmte »Apostel der Pommern«, starb 1139 und ward 1189 heilig gesprochen. Graf Ekbert von Andechs (1203–37), Gegner König Philipps, kam 1208 in Verdacht, mit Otto von Wittelsbach um die Ermordung Philipps gewußt zu haben. Er flüchtete, wurde seiner bischöflichen Würde entkleidet. geächtet und erst 1214 wieder eingesetzt. Poppo von Istrien wurde 1242 wegen Vergeudung der Kirchengüter und andrer Vergehen vom Kaiser Friedrich II. entsetzt. Heinrich von Schmiedefeld (1242–1258) erhielt zuerst besondere Hoheitsrechte und von Kaiser Friedrich II. den Titel eines Fürstbischofs. Lambert von Brunn (1374–98) war Kanzler Kaiser Karls IV. Graf Philipp von Henneberg (1475–87) vertrieb die Juden aus B. und sammelte große Schätze, die seinem Nachfolger Heinrich III., Groß von Trockau (1487–1501), in seinen Kämpfen gegen den Markgrafen Kasimir von Brandenburg zu statten kamen. Georg HI., Erbschenk von Limburg (1505–22), ließ durch Johann von Schwarzenberg die Halsgerichtsordnung von 1507, die sogen. Bambergensis, bearbeiten, war Ratgeber des Kaisers Maximilian I., korrespondierte mit berühmten Gelehrten, selbst mit Luther, und verbot die Bekanntmachung der päpstlichen Bulle gegen diesen. Ernst von Mengersdorf (1583–91) gründete 1586 das ernestinische Priesterhaus und das Gymnasium illustre und erbaute das Residenzschloß Geyerswörth. Johann Gottfried von Aschhausen (1609–22) rief 1610 die Jesuiten nach B., verfolgte die Protestanten und wurde 1612 Fürstbischof von Würzburg. Johann Georg II., Fuchs von Dornheim (1623–33), verfolgte die Protestanten und floh 1631 vor den Schweden nach Kärnten, wo er starb. Auch Franz von Hatzfeld (1633–42), zugleich Fürstbischof von Würzburg, mußte flüchten; Bernhard von Weimar (s. d.) wollte aus den beiden Fürstentümern B. und Würzburg ein Herzogtum Franken bilden. Melchior Otto, Von von Salzburg (1642–53), verwandelte 1648 das Gymnasium illustre in eine Universität. Lothar Franz, Graf von Schönborn (1693–1729), zugleich Koadjutor und Erzbischof von Mainz, baute von 1702 an die jetzige Residenz zu B., 1711–1719 die Schlösser Pommersfelden und Gaibach und versah sie mit Gemäldegalerien. Friedrich Karl, Graf von Schönborn (1729–46), zugleich Fürstbischof von Würzburg, gab der Universität 1735 eine medizinische und juristische Fakultät. Der letzte Fürstbischof von B., Christoph Franz von Busek (1795–1805), floh 1796 vor den Franzosen nach Prag und 1799 nach Saalfeld. Nach seiner zweiten Rückkehr ließ er (1800) seinen Neffen, den Fürstbischof Georg Karl von Fechenbach zu Würzburg, zum Koadjutor und Nachfolger bestellen. Aber schon 1802 wurde das Hochstift säkularisiert und mit Bayern vereinigt. Infolge des Konkordats von 1817 trat später an die Stelle des ehemaligen Bischofs von B. ein Erzbischof, dessen Diözese den nördlichen Teil von Bayern umfaßt; ihm sind die Bischöfe von Würzburg, Eichstätt und Speyer untergeordnet. Jetziger Erzbischof ist Joseph von Schork. Vgl. die »Geschichtskarte von Bayern«; Jäck, Geschichte der Provinz B. 1006–1811 (Bamb. 1811, 4 Bde.); Derselbe, Bambergische Jahrbücher von 741–1833 (das. 1829–34, 5 Bde.); »Monumenta Bambergensia« (hrsg. von Jaffé, Berl. 1869); Looshorn, Geschichte des Bistums B. (ultramontan, Münch. u. Bamb. 1886–1900, 4 Bde.); Weber, Das Bistum und Erzbistum B., seine Einteilung etc. (Bamb. 1896); die jährlichen Berichte des Historischen Vereins zu B.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 316-317.
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