Schönborn [1]

[948] Schönborn, altes rheinländisches, seit 1701 reichsgräfliches Geschlecht. Johann Philipp von S., geb. 1605, ward 1642 Fürstbischof zu Würzburg sowie 1647 Erzbischof und Kurfürst von Mainz, wirkte für die Wahl Ferdinands III. zum römischen König, beförderte eifrig das Zustandekommen des Westfälischen Friedens, erneuerte 1658 bei der Krönung des Kaisers Leopold I. den Streit mit dem Erzbischof von Köln über das Recht der Salbung des Kaisers, schloß sich dem Rheinbund an, bemächtigte sich Erfurts mit Hilfe französischer und lothringischer Truppen 1664 durch Kapitulation, zog Leibniz in seine Dienste, verfolgte eine Frankreich freundliche Politik und starb 1673. (Vgl. Guhrauer, Kur-Mainz in der Epoche von 1672, Hamb. 1839, 2 Bde.; Mentz, Joh. Phil. v. S., Jena 1896–99, 2 Tle.; Wild, Joh. Phil. v. S., genannt der deutsche Salomo, Heidelb. 1896.) Sein Bruder Philipp Erwin v. S., dem er das Erzschenkenamt Mainz, das Erbtruchseßamt Würzburg und 1621 die Reichsherrschaft Reichsberg übertrug, wurde 1663 Freiherr. Dessen Sohn Lothar Franz, Freiherr von S., geb. 1655, war seit 1695 Kurfürst von Mainz, auch Bischof von Bamberg, erhielt mit seinen Brüdern 1701 die Reichsgrafenwürde und starb 1729 (vgl. Wild, Lothar Franz von S., Heidelb. 1904). Sein Bruder Friedrich Karl, Graf von S., Reichskanzler und Fürstbischof zu Bamberg,[948] gest. 1746, erwarb der Familie 1711 das Obersterblandtruchseßamt des Herzogtums Österreich ob und unter der Enns (vgl. Wild, Staat und Wirtschaft in den Bistümern Würzburg und Bamberg, Heidelb. 1906). Ein dritter Bruder, Melchior Friedrich, Graf von S., geb. 1644, gest. 1717, k. k. Geheimer und Reichshofrat, hatte 14 Kinder, darunter sieben Söhne, von denen fünf Geistliche wurden, während von den zwei weltlich gebliebenen, Rudolf Franz Erwin und Anselm Franz, sich die jetzt bestehenden drei Linien ableiten: S.-Wiesentheid, in Bayern, Großherzogtum Hessen und Nassau (Chef Graf Artur, geb. 30. Jan. 1846, erblicher Reichsrat in Bayern); S.-Buchheim, in Österreich und Ungarn (Chef Graf Friedrich Karl Erwin, geb. 1869, Obersterblandtruchseß von Österreich, Magnat von Ungarn), und ein böhmischer Ast, dessen Chef Graf Karl Friedrich, geb. 10. April 1840, erbliches Mitglied des österreichischen Herrenhauses, ist. Die Brüder des letztgenannten s. den folgenden Artikel:

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 948-949.
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