Salbung

[463] Salbung. Die im Orient sowie in Südeuropa ehemals und hier und da jetzt noch herrschende Sitte, die Haut wegen der starken Ausdünstung in dem heißen Klima mit wohlriechenden Ölen, besonders bei festlichen Gelegenheiten, einzureiben. Schon bei den Israeliten galten Salben fast als unentbehrliche Lebensbedürfnisse, wie auch als Äußerung jeder festlich gehobenen Stimmung, und umgekehrt das Unterlassen der S. als Zeichen der Trauer. Könige, Priester, zuweilen auch Propheten, weihte man durch S. zu ihrem Amt ein (»Gesalbter des Herrn«, »Gesalbter«; vgl. Chrisma). In Frankreich bildete die in der Kathedrale zu Reims stattfindende S. der Könige noch im 19. Jahrh. eine große Staatsaktion, obwohl das angeblich vom Himmel herabgebrachte Salbfläschchen Chlodwigs in der Revolution zertrümmert worden war. Mit der S. empfingen die französischen Könige die vorgebliche Gabe, durch Berührung Kröpfe zu heilen, weshalb die Massenkropfheilung einen wichtigen Teil der französischen Salbungszeremonien, des sogen. Sacre, bildete. Das hebräische Wort »Messias« (griech. Christus) bedeutet soviel wie Gesalbter. Die Salben selbst bestanden meist aus einem Gemisch von seinem Olivenöl und wohlriechenden, vornehmlich ausländischen, harzigen und öligen Pflanzenstoffen, z. B. Narde, Myrrhe etc. Die Griechen wandten die S. ferner bei gymnastischen Übungen an, um die Glieder geschmeidig und unfaßbar zu machen; bei ihnen fand auch noch die bei Naturvölkern und auch bei den alten Hebräern übliche S. der Götzenbilder und heiligen Steine statt. Vgl. Culmann, Das Salben im Morgen- und Abendland (Leipz. 1877). Bei vielen Zeremonien der katholischen Kirche bedeutet die S. mit Öl (s. Öle, heilige) Heiligung und Mitteilung von Kraft und Gnade, bei der Priesterweihe auch Vollmacht, zu weihen und zu segnen. – Mit S. (suavitas) einer Predigt oder Rede bezeichnet man das Weihe- und Gefühlvolle und Erbauliche derselben.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 463.
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