Salben

[462] Salben (Unguenta), äußerlich anzuwendende Heilmittel von der Konsistenz der Butter, die aus einer Salbengrundlage (Salbenkörper, Constituens) und dem beigemischten Arzneistoff bestehen. Als Salbengrundlage benutzte man früher ausschließlich [462] Fett- und Wachsmischungen, jetzt auch Vaselin, Lanolin, Glyzerinsalbe, Mollin etc. S. werden direkt auf die Haut und auf Wundflächen gestrichen oder auf Leinwand oder Mull ausgebreitet und dann aufgelegt. Sie wirken zunächst mechanisch, insofern sie eine schützende Hülle bilden, Reizungen abhalten, die Haut weich, geschmeidig und schlüpfrig machen, sie vor Austrocknung und Aufspringen schützen und die Verdunstung auf ihr beschränken (Schutz- oder Deckpflaster). Den S. beigemischte Arzneistoffe beschränken zu starke Absonderung (reizmildernde S.) oder regen dieselbe an (reizende S.). Quecksilber- und Jodsalben werden auf größere unverletzte Hautflächen angewendet, damit ihre wirksamen Stoffe aufgesaugt und in die allgemeine Blutzirkulation aufgenommen werden (Schmierkur). Die wichtigsten S. sind: Borsalbe (Unguentum acidi borici), 9 Teile Paraffinsalbe, 1 Teil Borsäurepulver; Wollfettsalbe (U. adipis lanae), Mischung von 20 Teilen Wollfett und je 5 Teilen Wasser und Olivenöl; Königs- oder Basilikumsalbe (U. basilicum), Mischung aus 9 Teilen Olivenöl, je 3 Teilen gelbem Wachs, Kolophonium und Talg und 2 Teilen Terpentin; Spanische Fliegensalbe (U. cantharidum, irritans), s. Kantharidensalbe; Wachssalbe (U. cereum), Mischung aus 7 Teilen Olivenöl und 3 Teilen gelbem Wachs; Bleiweißsalbe (U. cerussae, U. album simplex), Mischung aus 3 Teilen Bleiweiß und 7 Teilen Paraffinsalbe; Bleiweißsalbe mit Kampfer (U. cerussae camphoratum) ist Bleiweißsalbe mit 5 Proz. Kampfer; Bleipflastersalbe (U. diachylon), Mischung aus gleichen Teilen Bleipflaster und Olivenöl; Altheesalbe (U. flavum), Mischung aus 500 Teilen Schmalz (durch Digerieren mit 10 Teilen Kurkuma gelb gefärbt) und je 30 Teilen gelbem Wachs und Fichtenharz; Glyzerinsalbe (U. glycerini), 90 Teile Glyzerin, 10 Teile Weizenstärke und 15 Teile Wasser im Dampfbad erhitzt; graue Quecksilbersalbe (graue Salbe, U. hydrargyri cinereum, U. neapolitanum), sehr innige Mischung aus 100 Teilen Quecksilber, 15 Teilen Wollfett, 3 Teilen Olivenöl, 112 Teilen Schmalz und 70 Teilen Talg; weiße Quecksilbersalbe (Präzipitatsalbe, U. hydrargyri album, U. hydrargyri amidato-bichlorati), 1 Teil weißes Präzipitat, 9 Teile Paraffinsalbe; rote Quecksilbersalbe (U. hydrargyri rubrum), 1 Teil Quecksilberoxyd, 9 Teile Paraffinsalbe; Jodkaliumsalbe (U. kalii jodati), Mischung aus 20 Teilen Jodkalium, 0,25 Teilen Natriumthiosulfat, 15 Teilen Wasser und 165 Teilen Schweineschmalz; Cold-cream (U. leniens), schaumige Mischung aus 7 Teilen weißem Wachs, 8 Teilen Walrat, 57 Teilen Mandelöl, 28 Teilen Wasser und 2 Tropfen Rosenöl; Majoransalbe (Majoranbutter, Meiranbutter, U. majorani), Schmalz wird mit zerschnittenem und mit Spiritus befeuchtetem Majorankraut erwärmt und dann abgegossen. Paraffinsalbe (U. paraffini), 1 Teil festes, 4 Teile flüssiges Paraffin; Bleisalbe (Bleicerat, U. plumbi), Mischung aus 8 Teilen Paraffinsalbe und je 1 Teil Bleiessig und Wollfett; gerbsaure Bleisalbe (U. plumbi tannici, U. ad decubitum), Mischung aus 1 Teil Tannin, 2 Teilen Bleiessig, 17 Teilen Schmalz; Pappelsalbe (Pappelpomade, U. populi), 1 Teil frische Pappelknospen mit 2 Teilen Schmalz gekocht, bis die Feuchtigkeit verdampft ist, dann ausgepreßt; Präzipitalsalbe, s. oben: weiße Quecksilbersalbe; Rosensalbe (U. rosatum), Mischung aus 50 Teilen Schmalz, 10 Teilen weißem Wachs und 5 Teilen Rosenwasser; Rosmarinsalbe (Nervensalbe, U. rosmarini compositum, U. nervinum), Mischung aus 16 Teilen Schmalz, 8 Teilen Talg, 2 Teilen gelbem Wachs, 2 Teilen Muskatnußöl, je 1 Teil Rosmarin- und Wacholderöl; Pockensalbe (Pustelsalbe, Brechweinsteinsalbe, U. tartari stibiati, U. stibiatum), Mischung aus 2 Teilen Brechweinstein und 8 Teilen Paraffinsalbe; Terpentinsalbe (U. terebinthinae), Mischung aus gleichen Teilen Terpentin, gelbem Wachs und Terpentinöl; Zinksalbe (U. zinci), Mischung aus 1 Teil Zinkoxyd und 9 Teilen Schmalz. Flüchtige Salbe, soviel wie flüchtiges Liniment, s. Linimente.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 462-463.
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