Rosenöl

[152] Rosenöl (Athar der Orientalen, engl. Attar Ottar oder Otto of rose), ätherisches Öl, das durch Destillation von Rosenblättern (besonders von Rosa damascena Mill.) mit Wasser in Ostindien, Ägypten, China, Persien etc., für den europäischen Handel in den südlich vom Balkan liegenden Bezirken von Kazanlyk, Philippopel, Eski Zagra, Tschirpan etc. mit sehr primitiven Apparaten, in Frankreich und Deutschland (Leipzig) mit den neuen technischen Hilfsmitteln bereitet wird. Die wichtigsten Ölrosen von Kazanlyk sind Rosa gallica var. byzantina, R. alba suaveolens und R. gallica var. damascena trigintipetala. Die weiße Rose wird viel weniger gebaut als die rote, gibt aber ein eigenartiges Öl, das zu Nuancierungen des Öles aus roten Rosen benutzt wird. In Frankreich kultiviert man R. centifolia, in Deutschland R. damascena. In Deutschland gewinnt man aus 5–6000 kg Blüten 1 kg R., und dies Öl ist in der Feinheit des Geruchs dem türkischen weit überlegen. R. ist hellgelb, von sehr intensivem Rosengeruch und etwas scharfem, balsamischem Geschmack, spez. Gew. 0,855–0,870 bei 20°, scheidet bei 18–21° irisierende Kristalle ab (Rosenkampfer) und erstarrt bei 15–22° (deutsches R. ist bei gewöhnlicher Temperatur eine grünliche, von Kristallen durchsetzte Masse, es erstarrt bei 27–37°). R. löst sich schwer in Wasser, leicht in warmem Alkohol und Äther, besteht wesentlich aus Geraniol (Rhodinol) C10H18O und enthält auch Citronellol und Ester dieser Alkohole. Der Rosenkampfer besteht aus mehreren Paraffinen. Man benutzt R. in der Parfümerie, zu Likören und in der Konditorei; es wird vielfach verfälscht, namentlich mit Palmarosa- und Geraniumöl, auch mit Guajakholzöl (von Bulnesia Sarmienti). Das R. des Altertums war mit Rosenduft imprägniertes fettes Öl (vgl. Parfümerie). Bereits im 8. und 9. Jahrh. war durch Destillation gewonnenes Rosenwasser ein wichtiger Handelsartikel, der aus Persien bis Indien und China gelangte. Man muß damals auch das R. kennen gelernt haben, wenn nicht bei Herstellung des Rosenwassers alkoholreicher Wein zugesetzt wurde, dessen Alkohol die Ausscheidung des Öles aus dem Wasser gehindert haben würde. Seit Mitte des 15. Jahrh. treten bestimmte Angaben über das R. auf. Seit dem 17. Jahrh. verbreitete sich die Rosenölindustrie von Persien aus weiter und gelangte damals auch nach Bulgarien, wo sie aber erst im 19. Jahrh. die jetzige große Bedeutung gewann. Die französische Rosenölindustrie begann um die Mitte des 19. Jahrh., die deutsche 1883. Vgl. Dieck, Die Ölrosen und ihre deutsche Zukunft (Berl. 1889).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 152.
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