Philippōpel

[786] Philippōpel (bulgar. Plowdiw, türk. Filibé), Hauptstadt von Ostrumelien und des Kreises P. an beiden Ufern der Maritza, die hier schiffbar wird, an der Eisenbahn Konstantinopel-Sofia-Belgrad und an der einen guten Zugang zum Balkan gewährenden Querstraße des Strjematals, liegt in schöner, fruchtbarer Gegend, 165 m ü. M., auf mehreren aus der Schwemmlandsebene emportauchenden Syenithügeln, eine Bergstadt inmitten der Maritzaebene. P. ist neuerdings durch Anlage neuer Straßen erweitert und durch Neubauten, einen neuen Stadtpark und eine neue Hochquellenwasserleitung verbessert, hat meist Holzhäuser, 26 Moscheen, 13 Kirchen, ein Museum, eine Nationalbibliothek, ein Realgymnasium und viele andre Schulen, einen Appellhof, starke Garnison mit Brigadekommando, Karawanserei, Bäder, Fabriken für Seidenzeuge, Tuch, Teppiche, Baumwolle, Leder und Tabak, lebhaften Handel, starken Obst-, Wein-, Reis- und Getreidebau und ist mit (1900) 43,033 Einw. (2/5 Bulgaren, 1/6 Türken, 1/8 Griechen, dann Spaniolen, Armenier, Zigeuner etc.) die zweitgrößte Stadt Bulgariens. Ein russisches Denkmal erinnert an den Sieg von 1878. P. ist Sitz eines bulgarischen, eines griechischen und eines katholischen Bischofs. – P. ist das alte Eumolpias, das nach Philipp II. von Mazedonien, der sie erweiterte, Philippupolis genannt wurde. 1205 wurde P. durch den Zaren Joannisza von Bulgarien verwüstet; 31. Juli 1208 wurde hier sein Nachfolger Boril durch den lateinischen Kaiser Heinrich geschlagen. Sie gehörte 1322–1323 und dann von 1344 zum bulgarischen Reich. In die Hände der Türken kam die Stadt 1363. Im J. 1818 wurde sie durch ein Erdbeben fast zerstört, blühte seitdem durch ihren Handel wieder auf, litt indes 1846 abermals durch einen großen Brand. Am 16. Jan. 1878 wurde P. von den Russen unter Gurko besetzt und 17. Jan. in der Nähe bei Bellastitza ein türkisches Heer unter Suleiman Pascha geschlagen. Nach dem Frieden ward P. die Hauptstadt der neugeschaffenen autonomen Provinz Ostrumelien, bis durch die in P. ausbrechende Revolution vom 18. Sept. 1885 Ostrumelien mit Bulgarien vereinigt wurde.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 786.
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