Spaniōlen

[674] Spaniōlen (v. ital. Spagnuolo, span. Español, franz. Espagnol), soviel wie Spanier; insbes. Bezeichnung für die Nachkommen jener spanischen Juden, die, etwa 160,000 Köpfe stark, 1492 aus Spanien vertrieben, in der Türkei ein Asyl fanden (vgl. Juden, S. 329). Mit der osmanischen Invasion gelangten die Nachkommen dieser Emigranten, mit Vorliebe die Verpflegung des Heeres oder den Dienst der Ärzte besorgend, bis nach Ungarns Hauptstadt, von wo sie mit der Zurückdrängung der Türken im 17. und 18. Jahrh. wieder zurückkamen. Als »sephardische Juden« sondern sie sich scharf von den eingewanderten österreichisch-ungarischen Glaubensgenossen durch Tracht, Sitten und namentlich ihre Sprache. Sie sprechen heute noch Spanisch, das freilich im gewöhnlichen Verkehr mit Slawisch und Türkisch stark vermischt ist; angeblich verstehen sie besser einen heutigen Portugiesen als einen Spanier. Die S. widmen sich nicht bloß dem Handel, sondern auch dem Handwerk und sind zu steigendem Wohlstand namentlich in Sarajevo gelangt, wo sie eine Zeitlang auch eine eigne Zeitung: »La Alborada« (»Der Tagesanbruch«), herausgaben.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 674.
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