Sófia

[567] Sófia (bulgar. Sredetz), Hauptstadt des Fürstentums Bulgarien, an den Eisenbahnen Konstantinopel-Belgrad, S.-Radomir und S.-Varna, liegt im Kreuzungspunkte wichtiger Straßenzüge als bedeutender Stapelplatz 550 m ü. M., an der Bogana (Nebenfluß des Isker), in einer weiten Ebene zwischen dem Etropol-Balkan im N. und der Witoscha im Süden. S. hat mehrere Moscheen (darunter als architektonisch bedeutendste die jetzt verfallene Böjük Dschami), viele christliche Kirchen (darunter die halb zerstörte dreischiffige Basilika H. Sophia, die der Stadt den Namen gegeben, und die moderne Metropolitankirche) und Klöster sowie das Mausoleum des Fürsten Alexander I.

Stadtwappen von Sofia.
Stadtwappen von Sofia.

Das sehenswerteste Gebäude ist das große Bad bei der Moschee Baschi Dschamisi, mit warmen, stark schwefelhaltigen Quellen, wie überhaupt in S. und Umgebung viele warme Quellen auftreten. Seit der Befreiung von der Türkenherrschaft ist S. rasch zu neuem Leben aufgeblüht und hat immer mehr ein modern europäisches Gepräge angenommen. Neue Straßen sind entstanden, die alten reguliert und gepflastert. Hauptstraßen sind Ulica Marie Luise und Dendukoff-Boulevard. Ein ausgedehntes Kanalisations- und elektrisches Bahnnetz ist angelegt und die Stadt elektrisch beleuchtet worden. Neu errichtet sind ein fürstlicher Palast mit Park, eine Nationalbibliothek, Nationalmuseum, meteorologisches Observatorium, eine Staatsdruckerei, Apotheken, Gasthöfe, Kasernen, Ministerien, Konsulate, Schulen, ein Parlamentsgebäude (Sobranie), eine Post, eine Nationalbank, ein wissenschaftlicher Verein, Universität, je ein Gymnasium für Knaben und Mädchen, Kriegs-, Real-, Ackerbau schule u. a. Auch eine deutsche Schule besteht in S. Die Einwohnerzahl ist von (1881) 20,501 auf (1905) 82,187 gestiegen, darunter 6000 Juden und 1000 Zigeuner. S. hat starke Ausfuhr von Häuten nach Österreich und Frankreich, von Mais und Getreide, ferner Lein-, Tuch- und Seidenweberei, Gerberei, Brauerei, Seifen-, Zucker- u. Spiritusfabrikation. Es ist der Sitz der bulgarischen Regierung, eines orthodoxen Metropoliten, eines kath. Erzbischofs, eines Kassations- und eines Appellhofs sowie eines deutschen Generalkonsuls. – An der Stelle von S. lag im Altertum Serdica (griech. Serdōn polis), die ihren alten Namen im Munde der bulgarischen Bewohner als Sreadetz oder Sredetz (daraus byzantin. Triaditza) bis heute bewahrt. In seiner Nähe wurde Kaiser Maximianus 250 n. Chr. geboren; 343 war es Sitz eines Konzils, wurde von Attila zerstört, 809 von den Bulgaren und 1382 von den Türken erobert. Am 3. Jan. 1878 wurde S. von den Russen unter Gurko besetzt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 567.
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