Mund

[252] Mund (Os, hierzu Tafel »Mundhöhle und Nasenhöhle«), der Eingang zum Darmkanal. In der vergleichenden Entwickelungsgeschichte unterscheidet man den Urmund, der in den Urdarm führt, vom bleibenden Munde, der an andrer Stelle entstehen kann. Bei vielen Tieren führt er in eine Mundhöhle. Meist ist er durch Muskeln verschließbar; in einzelnen Tiergruppen dient er zugleich als After. Im übertragenen Sinn ist M. überhaupt die Eingangsöffnung in einen hohlen Körper (z. B. der Muttermund der Gebärmutter). – Die Mundhöhle der höhern Wirbeltiere begreift beim Embryo noch die Nasenhöhle und den Rachen in sich, grenzt also nach hinten unmittelbar an die Speiseröhre. Später ist sie dagegen von der Nasenhöhle durch den harten Gaumen, der sie gewissermaßen in zwei Stockwerke (unten die eigentliche Mund-, oben die Nasenhöhle) teilt, vom Rachen durch den weichen Gaumen getrennt (s. Gaumen und Tafel »Mundhöhle etc.«, Fig. 1, 2 u. 5). Sie enthält die Zunge (Fig. 3), die Zähne und mancherlei Drüsen[252] (Fig. 4) und wird vorn durch die Lippen geschlossen. Bei den Säugetieren zerfällt sie, wenn die obere und die untere Zahnreihe auseinander ruhen, durch diese in eine äußere (Backen-, Wangenhöhle) und eine innere Abteilung. Beide Höhlen sind von Schleimhaut ausgekleidet, die an den Lippen beginnt, die Zähne an ihren Hälsen als Zahnfleisch umschließt, vom Boden der eigentlichen Mundhöhle auf die Zunge übergeht, wobei sie häufig eine Falte (Zungenbändchen) bildet, und weiter nach hinten in einer andern Falte (weicher Gaumen) von der Decke der Mundhöhle, dem harten Gaumen, gegen die Zunge herabhängt und so die Mundhöhle nach hinten unvollkommen verschließt. Die Schleimhaut besteht aus Bindegewebe und der an manchen Stellen stark verhornten Oberhaut (Epithel); sie ist reich an Nerven, Gefäßen und Drüsen. Über die Erkrankungen des Mundes s. Mundkrankheiten.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 252-253.
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