Kolophonĭum

[303] Kolophonĭum (nach der Stadt Kolophon, Geigenharz), der Rückstand von der Gewinnung des Terpentinöls aus Terpentin. Man schmelzt diesen Rückstand oder Rohharz in offenen Kesseln bis zum vollständigen Verdunsten des Wassers, läßt die Unreinigkeiten sich absetzen und schöpft das klare Harz aus. Man gewinnt K. in deutschen Waldgegenden und in Österreich, in größern Quantitäten in Frankreich und besonders in Nordamerika. Das K. ist gelb (französisches und amerikanisches) oder braun (deutsches), glasartig durchsichtig oder durchscheinend, leicht zerreiblich, in der Kälte geruchlos oder von schwachem terpentinartigen Geschmack, spez. Gew. 1,07, löslich in 8 Teilen Alkohol von 71 Proz., auch in Aceton, Chloroform, Schwefelkohlenstoff und Chloralhydrat, nicht vollkommen in Petroleumäther, schmilzt bei 130–135°, gibt mit ätzenden Alkalien Harzseifen, bei trockner Destillation brennbare Gase, eine ölige Flüssigkeit, aus der Harzessenz und Harzöl abgeschieden werden können, und eine saure wässerige Flüssigkeit. K. stellt das wasserfreie, Protokatechusäure enthaltende Harz des Terpentins dar. Je nach der Stärke und Dauer der Erhitzung geht das Harz mehr oder minder vollständig in das amorphe K. über. K. dient zum Bestreichen der Violinbogen, in der Veterinärpraxis, in viel größerer Menge zur Darstellung von Harzseifen, Harzöl, zum Auspichen der Fässer, zu Siegellack, Flaschenlack, Firnis, Kitten, Pflastern,[303] zu Maschinenschmiere, Druckerschwärze, zum Löten, zum Leimen des Papiers, auf den Theatern zu Blitzpulvern etc., auch benutzt man es bei den durch Zinkätzung vorgenommenen Reproduktionsverfahren. Durch Einwirkung von Kalk, Zinkoxyd, Bleioxyd, Eisenoxyd etc. auf schmelzendes oder gelöstes K. wird dessen Schmelzpunkt und Härte erhöht, so daß es teilweise als Surrogat des Kopals benutzt werden kann. Über Bernsteinkolophonium s. d.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 303-304.
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