Eisenoxyd

[561] Eisenoxyd (Ferrioxyd, Eisensesquioxyd) Fe2O3 findet sich in der Natur als Eisenglanz, Roteisenstein und als Bestandteil vieler Mineralien und Gesteine, die durch Eisenoxydgehalt gewöhnlich gelb, rot oder braun gefärbt werden. Es entsteht beim Glühen von Eisenhydroxyd oder salpetersaurem E., von Eisenvitriol mit Kochsalz, mit Schwefelsäure verunreinigt beim Glühen von Eisenvitriol, in dieser letztern Form als Nebenprodukt bei der Darstellung[561] der rauchenden Schwefelsäure, wo es als Totenkopf (Caput mortuum, Colcothar vitrioli) in den Retorten zurückbleibt. Bei der Schwefelsäurefabrikation erhält man E. als Nebenprodukt durch Rösten der Schwefelkiese. Je nach der Darstellungsweise ist E. kristallinisch oder amorph, rot, braun, violett bis fast schwarz. Es ist unlöslich im Wasser und wird nach starkem Glühen auch von Säuren nur schwer angegriffen. Am besten löst es sich in siedender, mäßig konzentrierter Schwefelsäure und bei Zusatz von etwas Braunstein in Salzsäure. Beim Glühen mit brennbaren Körpern überträgt es an diese Sauerstoff und nimmt aus der Luft von neuem Sauerstoff auf, so daß es die Verbrennung sehr beschleunigt. Als Sauerstoffüberträger verwandelt es auch schweflige Säure in Schwefeltrioxyd. Als Kontaktsubstanz veranlaßt es die Bildung von Ammoniak aus Stickoxyd und Wasserstoff. Im Porzellanofen verwandelt sich E. in eine schwarze Masse von Oxyduloxyd; bei 3000° verflüchtigt es sich in geringer Menge. Durch Wasserstoff, Kohle und Kohlenoxyd wird es leicht reduziert, und hierauf beruht die Gewinnung von Eisen aus seinen Erzen. Man benutzt E. zum Schleifen und Polieren von Glas und Metall (Polierrot), als Porzellanfarbe, zum Färben von Glas und als Anstrichfarbe (Englischrot, Eisenrot, Berlinerrot, Preußischrot, Pariserrot). Früher war es als Eisensafran (Crocus Martis adstringens, Ferrum oxydatum rubrum) offizinell.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 561-562.
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