Lanolīn

[182] Lanolīn, aus Schafwollfett dargestellte fettähnliche Substanz, besteht aus Fettsäureestern des Cholesterins, Isocholesterins und Cerylalkohols sowie aus freien Cholesterinen. Das käufliche L. enthält überdies 25 Proz. Wasser. Man gewinnt das L. aus Wollwaschwässern, die es in Form einer Emulsion enthalten. Auf einer Zentrifuge wird das L. von dem Seifenwasser getrennt, dann wird es mit Wasser geknetet, erwärmt, um das Wasser vom L. zu trennen, und wieder mit Wasser geknetet. Man extrahiert auch das rohe Wollfett mit Aceton und destilliert letzteres von der Lösung des Lanolins ab. Oder man scheidet aus dem Wollwaschwasser das Fett mit Schwefelsäure ab, extrahiert es mit Benzin, versetzt diese Lösung mit Kochsalz, trennt die klare Lösung von dem Ausgeschiedenen und destilliert das Benzin ab. L. ist keimfrei, läßt sich mit 110 Proz. Wasser, auch mit Fetten und Balsamen mischen, ist schwer verseifbar, wird nicht wie die gewöhnlichen Fette (die Glyzeride) ranzig, aber sehr viel leichter als diese durch die Haut resorbiert. Es eignet sich daher, und weil es durchaus nicht reizend wirkt, sehr gut zur Benutzung als Salbengrundlage, indem man ihm die verschiedenen Arzneistoffe beimischt. Meist benutzt man wasserhaltiges L. (Adeps lanae cum aqua mit 25 Proz. Wasser) und nur in gewissen Fällen wasserfreies (Adeps lanae anhydricus). Besonders wertvoll zeigt sich die Anwendung von L., wenn eine Wirkung auf tiefer liegende Hautschichten erzielt werden soll, wie bei Psoriasis, schwieligen und verdickten Hautstellen, schorfender Flechte, Ekzemen etc. Sublimat behält mit L. gemischt seine antiseptischen Eigenschaften. Man benutzt L. auch zu Pomaden, Cremes, Seifen und Schmiermaterial. Wollschweißfett war bereits im Altertum wegen seiner heilsamen Wirkung geschätzt. Es stand bis Ende des 17. Jahrh. in Ansehen, scheint dann aber verschollen[182] zu sein. Erst 1856 schrieb Chevreul über die Cholesterinverbindungen, Vohl machte 1867 auf die Abscheidung aus Wollwaschwässern aufmerksam, und Liebreich führte das L. 1885 in den Arzneischatz ein.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 182-183.
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