Jaffé

[133] Jaffé, 1) Philipp, deutscher Geschichtsforscher, geb. 17. Febr. 1819 zu Schwersenz in der Provinz Posen, gest. 3. April 1870 in Wittenberge, studierte in Berlin unter Ranke und gewann mit seiner »Geschichte Lothars von Sachsen« (Berl. 1843) einen von der Berliner philosophischen Fakultät ausgeschriebenen Preis. Er veröffentlichte darauf die »Geschichte des Deutschen Reichs unter Konrad III.« (Hannov. 1845) und trat als Mitarbeiter bei den »Monumenta Germaniae historica« ein, für die er eine große Zahl vorzüglicher Quellenausgaben besorgte. Da er indes dafür nicht die gebührende Anerkennung fand und als Jude keine Aussichten auf eine akademische Laufbahn hatte, begann er 1850 Medizin zu studieren, kehrte aber nach bestandenem medizinischen Staatsexamen doch zu seiner frühern wissenschaftlichen Tätigkeit als Mitarbeiter an den »Monumenta« zurück und ward 1862 außerordentlicher Professor der historischen Hilfswissenschaften in Berlin. Doch erlangte er, obwohl 1868 zum Christentum übergetreten, nicht die erstrebte höhere wissenschaftliche Stellung, und zerfallen mit seinen frühern Freunden, in seinem Ehrgeiz bitter gekränkt, nahm er sich durch einen Schuß selbst das Leben. Seine selbständigen Hauptwerke sind die »Regesta pontificum romanorum« (Berl. 1851; 2. Aufl. von Löwenfeld, Kaltenbrunner und Ewald, Leipz. 1885–88, 2 Bde.) und die »Bibliotheca rerum germanicarum« (Berl. 1864–72, 6 Bde.), beides Musterwerke an kritischem Scharfsinn und Sorgfalt.

2) Theodor Julius, Schauspieler, geb. 17. Aug. 1823 in Berlin, gest. 11. April 1898 in Dresden, war für die juristische Laufbahn bestimmt, widmete sich aber aus Neigung der Oper. Nachdem er seine Gesangstudien in Berlin und Wien vollendet hatte, trat er als Baritonist 1844 in Troppau, dann in Lübeck, Halle, Magdeburg und Köln mit Erfolg in ernsten und komischen Partien auf, ging 1847 aber zum Schauspiel über, indem er in Bremen das erste Charakterfach übernahm. 1849 wurde er Mitglied des Weimarer Hoftheaters, kam 1853 nach Breslau, 1856 nach Braunschweig und 1864 als Nachfolger Dawisons an das Hoftheater in Dresden. 1894 trat er in den Ruhestand und wurde zum Professor ernannt. Seine Hauptrollen: Nathan, Richard III., Shylock, Jago, Franz Moor, Mephisto, Philipp II., Marinelli, Carlos, Thorane, Narziß, Tartüff, Onkel Moses etc., haben auch bei seinen zahlreichen Gastspielen große Anerkennung gefunden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 133.
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