Jafa

[133] Jafa (Jaffa), Küstenstadt der türk. Provinz Syrien, 55 km nordwestlich von Jerusalem, mit dem es durch eine 87 km lange Eisenbahn verbunden ist, liegt auf einem 36 m hohen Hügel am Mittelmeer und wird auf der Landseite von Fruchtgärten umgeben. Die Straßen sind eng, freundlicher dagegen die neuen Stadtteile im N., O. und S. I. ist Sitz eines Kaimakam und eines deutschen Vizekonsuls. Die Stadt hat 3 Moscheen, ein römisch-katholisches, griechisches und armenisches Kloster, ein französisches, römisch-katholisches und englisches Spital und 21,364 Einw. (davon 13,511 Mohammedaner, 4853 Christen, 3000 Juden). Die Reede ist schlecht und voll Klippen, dennoch ist I. durch seinen Pilgerverkehr (jährlich 50,000) und als Hafen von Jerusalem von Bedeutung. Die Einfuhr wertete 1900: 7 Mill. Mk., die Ausfuhr (Gerste, Seife, Apfelsinen) 9,8 Mill. Mk. Es liefen 1900 ein und aus 421 Dampfer von 507,575 Ton. und 434 Segler von 15,955 T. Die wichtigste Flagge war die englische, dann die österreichisch-ungarische, französische, russische. In der Nähe (nordöstlich) die 1868 gegründete deutsche Kolonie (320 Seelen) württembergischer Templer (s. Tempelgesellschaft), die Handel und Gewerbe treiben; 3 km weiter die Kolonie Sarona (243 Seelen), beide mit deutscher Volksschule, erstere auch mit Hospital. Im N. der Stadt, nahe der Küste, liegt eine schmutzige ägyptische Kolonie, 3 km südöstlich eine Ackerbaukolonie der Alliance israélite mit der Ackerbauschule Mikweh Israel. – I., das Japho der Bibel und Joppe der Alten, war schon eine feste Seestadt der Phöniker; hierher ließ Salomo von Tyros aus Baustoffe zum Tempel schaffen. Simon Makkabäus entriß die Stadt den Syrern, befestigte sie und erweiterte den Hafen. Später ein berüchtigter Seeräubersitz, wurde I. von Vespasian zerstört. Unter Konstantin d. Gr. wurde die Stadt Bischofssitz. Kalif Omar eroberte sie 636. Bedeutung erhielt I. als Hauptlandeplatz der Kreuzfahrer, die es 1099 nahmen. 1102 siegte hier König Balduin von Jerusalem über den Sultan von Ägypten. 1187 nahm Saladin die Stadt mit Sturm. 1191 war die Besatzung der Zitadelle im Begriff, sich Saladins Bruder Saif ed-dîn zu ergeben, als Richard Löwenherz, von Ptolemaïs kommend, die Sarazenen aus der Stadt warf. Doch fiel I. später noch mehrmals in die Hände der Ungläubigen, ward 1252 durch Ludwig den Heiligen neu befestigt, ging aber 1267 bei einem Einfall der Ägypter auf immer für die Christen verloren. In der neuern Geschichte ist I. durch die Erstürmung der Franzosen unter Bonaparte 7. März 1799 und durch das über die türkischen Gefangenen verhängte Blutbad merkwürdig. 1832–40 war Mehemed Ali Herr der Stadt Die günstige Lage ließ I. nach jeder Zerstörung immer wieder aufblühen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 133.
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