Štúr

[148] Štúr (spr. schtūr), Ludevít, slowak. Schriftsteller und Patriot, geb. 23. Okt. 1815 in Uhrowez im ungarischen Komitat Trentschin, protestantischer Abkunft, gest. 12. Jan. 1856, studierte in Preßburg und Halle und bekleidete 1840–43 eine Professur am Lyzeum[148] in Preßburg, der Hauptpflanzstätte der literarischen und patriotischen Bewegung der Slowaken, der er sich mit Begeisterung anschloß. Fortan ganz der Literatur zugewendet, verteidigte er in mehreren Schriften in deutscher Sprache die Rechte der Slowaken gegen die Angriffe der Magyaren (»Das 19. Jahrhundert und der Magyarismus«, Wien 1845; »Der Magyarismus in Ungarn«, 2. Aufl., Leipz. 1848) und gründete 1845 die Zeitung »Slovenské národnie Novini« (»Slowakische Nationalzeitung«) mit der literarischen Beilage »Orol Tatranski« (»Der Adler von der Tatra«), worin er sich statt des bisher üblichen Tschechischen der slowakischen Volkssprache (und zwar im Dialekt seiner Heimat) bediente, die hierdurch zur Schriftsprache bei den protestantischen Slowaken erhoben wurde. 1847 wurde S. von Altsohl in den Reichstag zu Preßburg gewählt, wo er mit glänzender Beredsamkeit für die Rechte seines Volkes auftrat; nach Ausbruch des Aufstandes 1848 floh er nach Wien, nahm dann am Slowakenkongreß in Prag teil, blieb aber nach wie vor der Hauptleiter der Bewegung gegen die Ungarn, die sogar einen Preis auf seinen Kopf setzten. Später lebte er in Zurückgezogenheit seinen literarischen Arbeiten. Von seinen Schriften sind noch »Zpěvy i písně« (»Gesänge und Lieder«, Preßb. 1853) und das in tschechischer Sprache abgefaßte Werk »Über die Volkslieder und Märchen der slawischen Stämme« (Prag 1853) zu erwähnen. Auch hinterließ er als Manuskript ein deutsch geschriebenes Werk aus den Jahren 1852–53, das eine Darstellung seiner Theorie des Panslawismus enthält und in russischer Übersetzung von Lamanskij (»Das Slawentum und die Welt der Zukunft«, Mosk. 1867) erschien.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 148-149.
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