Saalfeld

[348] Saalfeld, 1) (S. a. d. Saale) Kreisstadt im Herzogtum Sachsen-Meiningen, im östlichen Teil desselben, am linken Ufer der Saale, über die hier zwei Brücken führen, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Leipzig-Probstzella, Großheringen-S. und Arnstadt-S., 235 m ü. M., hat eine schöne gotische restaurierte Stadtkirche (aus dem Anfang des 13. Jahrh.), eine kath. Kirche, ein Schloß mit Turm (1679 an Stelle einer alten, im Bauernkrieg zerstörten Abtei erbaut), das Schlößchen Kitzerstein (angeblich von König Heinrich I. erbaut, der Hauptbau aber aus dem Anfang des 16. Jahrh. herrührend), ein altertümliches Rathaus (1537 vollendet), die Ruine des Hohen Schwarm, am Südende der Stadt, mit zwei runden Türmen (wahrscheinlich im 12. Jahrh. errichtet, im 14. Jahrh. ausgebaut und später Sorbenburg benannt), ein Realgymnasium, eine landwirtschaftliche Winterschule, Landratsamt, Amtsgericht, Bergamt, eine Reichsbanknebenstelle, eine Handels- u. Gewerbekammer, bedeutende Maschinen- und Nähmaschinenfabrikation (über 1600 Arbeiter), Fabrikation von Metallgeweben, Farben, Wachstuch, Drahtwebstühlen, Strumpfwaren, Tüten, Malz, Mineralwasser, Zigarren, Essig, Likör etc., Eisengießerei, Porzellanmalerei, Buch-, Stein- und Lichtdruckerei, Bierbrauerei, Beerweinkelterei, 2 Dampfsägemühlen, Bergbau auf Umbra, Ocker und Eisenerze, Holzflößerei, Ziegelbrennerei und (1905) 13,245 meist evang. Einwohner. In der Nähe die Naturheilanstalt Bad Sommerstein. Der Kreis S. umfaßt 599 qkm (10,88 QM.) mit (1905) 69,516 meist evang. Einwohnern. S. verdankt seine Entstehung dem 1075 auf einem ehemaligen Königshof durch Anno von Köln errichteten Benediktinerkloster und der durch Friedrich Barbarossa auf der sogen. Sorbenburg erbauten Königspfalz.

Wappen von Saalfeld a. d. Saale.
Wappen von Saalfeld a. d. Saale.

Der Ausbau der Stadt ist ein Verdienst der Grafen von Schwarzburg, die S. 1208 von Otto IV. erhielten. 1389 durch Kauf an die Landgrafen von Thüringen gelangt, blieb S. dauernd unter dem Hause Wettin, wurde 1680 Sitz eines selbständigen Herzogtums unter dem[348] jüngsten Sohn Ernsts des Frommen, der ein Schloß an Stelle des 1525 aufgehobenen Benediktinerklosters errichtete, 1699 mit Koburg vereinigt und 1826 zu Meiningen geschlagen. S., an der von Nürnberg nach Norden führenden, seit dem Ende des 14. Jahrh. bedeutenden Handelsstraße gelegen, trieb namentlich im 16. Jahrh. Bergbau; es war auch Münzstätte der deutschen Könige, der Benediktinerabtei und später des obersächsischen Kreises. 1640 wurde S. durch die Schweden unter Banér belagert, 1759 und 1761 fochten die Preußen hier siegreich gegen Österreicher und Reichsarmee. In dem Gefecht zwischen Franzosen und Preußen 10. Okt. 1806 fiel Prinz Louis Ferdinand von Preußen, dem 1823 an der Straße nach Rudolstadt ein gußeisernes Denkmal errichtet wurde. Vgl. Wagner und Grobe, Chronik der Stadt S. (Saal s. 1865–67); Thümmel, Kriegstage aus Saalfelds Vergangenheit (Berl. 1882); Sagittarius, Saalfeldische Historien (1690; hrsg. von Devrient, Saals. 1904). – 2) (S. in Ostpreußen) Stadt im preuß. Regbez. Königsberg, Kreis Mohrungen, auf einer Anhöhe am Ewingsee (s. Geserichsee) und an der Staatsbahnlinie Elbing-Hohenstein i. Ostpr., 111 m ü. M., hat eine evang. Kirche, eine kath. Kapelle, Synagoge, Amtsgericht, eine Maschinenfabrik, Gerberei, Färberei, Spiritusbrennerei, Käsefabrikation, eine Dampfsägemühle etc. und (1905) 2587 meist evang. Einwohner. S. erhielt 1305 Stadtrecht. Vgl. Deegen, Geschichte der Stadt S. (Saals. 1905).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 348-349.
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