Ocker [1]

[894] Ocker (Ocher), natürlich vorkommendes Gemenge von erdigem Eisenhydroxyd mit Ton und Kalk, bald heller, bald dunkler bräunlich. O. findet sich am Harz, in Bayern, im Siegenschen, in England, Frankreich und Italien. Er dient als Farbstoff, indem man ihn durch Abschlämmen von beigemengtem Sand reinigt, trocknet, mahlt und siebt. Gewöhnliche Sorten heißen Gelberde. Durch vorsichtiges Erhitzen wird ihre Farbe feuriger, und man unterscheidet dann je nach der Nuance: Schöngelb, Kasselergoldgelb, Chinesergelb, Gelbocker, Lichtocker, Satinocker, Amberger Erde und Dunkelocker. Bei starkem Erhitzen hinterläßt O. rotes Eisenoxyd. Der gebrannte O. heißt auch Berlinerrot, Preußischrot, Nürnbergerrot, Hausrot, Braunrot Roter O. findet sich bei Saalfeld, am Harz, in Böhmen; die beste Sorte ist die Sienaerde. O. wird als Wasser-, Öl- und Kalkfarbe benutzt; er ist sehr dauerhaft und deckt ziemlich gut. Als Staubfarbe dient er zum Färben des sämischgaren Leders. Künstlichen O. erhält man durch Vermischen von Kalkmilch mit Eisenvitriollösung oder durch Fällen gemischter Lösungen von Alaun oder Zinkvitriol und Eisenvitriol mit Soda. Alle diese Niederschläge werden gut ausgewaschen und der Luft ausgesetzt, bis sie gelb geworden sind, und zum Teil geglüht (Marsgelb, Marsorange, Marsbraun); man benutzt sie besonders in der feinern Malerei.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 894.
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