Freising

[76] Freising (Freisingen), unmittelbare Stadt im bayr. Regbez. Oberbayern, an der Isar, die hier die Mosach aufnimmt, und der Staatsbahnlinie München-Regensburg-Oberkotzau, 416 m ü. M., hat eine evangelische und 8 kath. Kirchen (darunter die Domkirche von 1160, mit Kunstwerken und Denkmälern) und 4 Kapellen, Mariensäule, Standbild des Bischofs Otto I. (von Zumbusch), ehemaliges fürstbischöfliches Schloß (jetzt Klerikalseminar), Lyzeum (Hochschule für Kandidaten der Theologie), Gymnasium, Knabenseminar, Realschule, Schullehrerseminar, Präparandenschule, Waisenhaus, Bezirksamt, Amtsgericht, Forstamt, Fabrikation von landwirtschaftlichen Maschinen, Brauereieinrichtungen und Steinzeug, Eisengießerei, Mühlenbau, Buchdruckerei (seit 1495), Bierbrauerei, bedeutende Torfstecherei und (1900) mit der Garnison (ein Feldartillerieregiment Nr. 9) 10,090 Einw., davon 306 Evangelische und 24 Juden. Nahe bei F. liegt die ehemalige Benediktinerabtei Weihenstephan (725 vom heil. Corbinianus gegründet, 1803 aufgehoben), jetzt ein königliches Ökonomiegut mit Musterwirtschaft, einer landwirtschaftlichen Zentral- und einer Brauerschule mit praktischem Vorkurs, Obstbaumschule, Branntweinbrennerei und berühmter Bierbrauerei. – F. (Frisinga, vor alters Fruxinium) soll von den Römern gegründet sein. Die Stadt wurde 955 von den Ungarn zerstört, sodann befestigt, 976 vom Kaiser Otto II., 1082 vom Herzog Welf von Bayern und 1086 von den Sachsen erobert. Sie hatte im Mittelalter eigne Burggrafen. Im Dreißigjährigen Krieg erlitt sie mehrfache Plünderungen. F. war sonst der Hauptort des gleichnamigen reichsfreien, unter dem Hochstift Salzburg stehenden Fürstbistums mit einem Gebiet von 825 qkm (15 QM.) und 27,000 Einw. Das Bistum wurde 724 von dem heil. Corbinian mit Hilfe des Herzogs Grimoald gegründet; sein Nachfolger Erimbert wurde 739 von Bonifatius zum Bischof geweiht. Der berühmteste Bischof ist Otto I. (1138–58; s. Otto von Freising), Stiefbruder des Königs Konrad III. Gerold (1220–30) überlieferte die Stadt F. dem Herzog von Bayern, weshalb er 1230 abgesetzt ward; unter ihm brannte F. ganz ab. Emicho (1283–1311) befreite das Bistum von der Vogtei und dem Landgericht der bayrischen Herzoge, Veit Adam (gest. 1651) ward vom Kaiser Ferdinand II. zum Fürstbischof erhoben. 1802 wurde das Hochstift säkularisiert, und Pfalzbayern erhielt es als Fürstentum; nur die in Österreich und Tirol gelegenen Besitzungen desselben kamen an Salzburg. 1817 wurde F. als Erzbistum wiederhergestellt, aber der Sitz nach München (s.d.) verlegt. Vgl. Meichelbeck, Historia Frisingensis (Augsb. 1724–29; 2 Bde.; neue Ausg., fortgesetzt von Baumgärtner, Freising 1854); Deutinger u. a., Beiträge zur Geschichte, Topographie und Statistik des Erzbistums München und F. (Münch. 1850–54, 6 Bde.; Bd. 7 von Specht, 1901); A. Mayer, Statistische Beschreibung des Erzbistums München-F. (das. 1871–84, 3 Bde.) und Prechtls Beiträge zur Geschichte der Stadt F. (Freising 1877ff.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 76.
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