Anker

[195] Anker, das bekannte Werkzeug zum Festhalten der Schiffe, indem es sich in den Meeresgrund einhackt. Der A. besteht aus einer starken eisernen Stange, der A.ruthe, die sich unten an 2 starke eiserne Arme anschließt, welche sich in starke, scharfe, dreieckige Spitzen, die Schaufeln endigen; die Spitzen der Schaufeln heißen Diamant. Oben ist die A.ruthe viereckig und geht durch ein starkes mit Eisen beschlagenes Querholz, den A.stock; zu oberst hat die A.ruthe ein Loch, das A.auge; in diesem hängt der A. ring, an welchem ein starkes Tau vermittelst eines Knotens befestigt ist; ist das Tau unter 12'' stark, so heißt es Ankerseil, ist es 12–24'' stark, Kabel. Die Größe der A. ist verschieden, die schwersten 7–10000 Pf. Jedes Schiff hat 3 Hauptanker: den Nothanker, den schwersten von allen, der nur in der Noth ausgeworfen wird; den gewöhnlich gebrauchten Haupt-A., und den minder schweren Nacht-A., welcher bei nur kurzem Aufenthalte gebraucht wird. Große Schiffe führen noch mehr A. Von A. haben sich nun eine ziemliche Anzahl Redensarten gebildet: Ankern, vor A. gehen, d.h. anhalten; die A. lichten, d.h. heben, abfahren; in Gefahr wird das A. tau gekappt, d.h. abgehauen; vor A. treibt das Schiff, wenn der A. nicht im Grunde faßt und nachgeschleppt wird. A.boje ist eine Tonne oder ein Block, die mit einem Seile an dem A. befestigt ist, oben schwimmt und anzeigt, wo der A. liegt; A.geld ist eine Hafenabgabe für die Erlaubniß zu ankern, A. recht, die Freiheit von dieser Abgabe. – In der Baukunst sind A. Eisen oder Holzbande, um dem Holz oder Mauerwerk mehr Zusammenhang zu geben; Trag-A. bestehen aus einer Schiene mit einer Schraube und werden bei Decken und Gewölben angebracht, Zug-A. sollen das Ausweichen nach der Seite verhindern. Beim Faschinenbau sind A. gedrehte Baumäste, die mit dem einen Ende um die Faschine geschlungen, mit dem andern in der Brustwehr fest gepflöckt werden. – In der Uhr ist A. soviel als engl. Haken; beim Magnet das Eisenstück, welches an seine beiden Pole angelegt und von ihm festgehalten wieder andere Eisenstücke trägt.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 195.
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