Belagerung

[465] Belagerung heißt das Verfahren, eine feindliche Festung anzugreifen und zu erobern. Dieselbe beginnt mit der Berennung oder vollständigen Einschließung; dann folgt die Eröffnung der Laufgräben, wodurch man sich in paralleler Richtung den anzugreifenden Festungswerken immer mehr nähert (in 3 oder 4 Parallelen), indem die bei der Herstellung des Grabens aufgeworfene Erde eine Brustwehr bildet. In, vor und hinter den Parallelen werden Batterien angelegt, welche die Grabenarbeiten schützen sollen; in der 2. Parallele. 3–400 Schritte vom Glacis, werden die Demontirbatterien aufgestellt, welche die feindlichen Batterien zerstören sollen. Hat man sich des bedeckten Wegs bemächtigt, so werden die Contrebatterien und Breschbatterien angelegt; erstere feuern gegen das feindliche Geschütz, letztere stürzen den Wall auf eine Strecke nieder. Ist die Bresche praktikabel oder gangbar, so erfolgt der Sturm, wenn die Festung nicht vorher kapitulirt. Werden Minen angewandt, so geschieht dies von der letzten Parallele an; dies Verfahren soll aber langsamer zum Ziele führen. Bei der unregelmäßigen B. wird nicht systematisch verfahren; man sucht den Feind durch Bombardiren mürbe zu machen oder wagt wohl auch bei schwachen Festungswerken, oder wenn der Feind nicht vorsichtig ist, Stürme und Ueberfälle.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 465.
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