Blutung

[578] Blutung (Haemorrhagia) nennt man das widernatürliche Austreten von Blut aus her Höhle der Blutgefässe. Sie ist entweder eine innere oder eine äußere. Bei den innern Blutungen ergießt sich das Blut theils in die Höhlen des Körpers (Bauch, Brust oder Kopf), theils in das Gewebe der Organe, parenchymatöse Blutungen, zu welchen letztern auch die Blutunterlaufungen der Haut, Sugillationen, gehören. Nach der verschiedenen Menge des Blutes und der verschiedenen Heftigkeit seines Austrittes unterscheidet man Bluttröpfeln (Stillicidium sanguinis), Blutfluß (Profluvium sanguinis) und Blutsturz (Haemorrhagia). Das ausgeleerte Blut ist entweder hellroth, wenn es aus den Arterien kommt, oder dunkelroth, aus den Venen stammend. Die der B. zunächst zu Grund liegende Verletzung der Gefässe geschieht entweder aus innern Ursachen, theils in Folge starken Blutandranges gegen ein Organ, theils durch Zerfressen und Schmelzen der Gefässe bei krankhaften Gewebsveränderungen oder aus äußern Ursachen, durch mechan. Verwundung. Es gibt auch eine constitutionelle Anlage zu Blutungen, begründet in einem krankhaften Zustande der Organe, sowie eine erbliche in manchen Familien (die sog. Bluter), wo oft die geringste Verletzung kaum zu stillende B. veranlaßt; die Folgen der B. sind verschieden, theils nach der Stärke der B., theils nach dem Organe, in dem dieselbe stattfindet. Bedeutender Blutverlust kann unmittelbar den Tod zur Folge haben, dem gewöhnlich Angst, Schwindel, Vergehen des Gesichts, Ohnmacht vorangehen, aber auch eine geringe B., geschieht sie in einem zum Leben wichtigen Organe, namentlich Gehirn, kann schnell tödtlich werden durch Druck und Lähmung des Organs; oder aber der Tod kann erst später eintreten durch die Folgeübel, allgemeine Schwäche, Blutleere, Wassersucht oder Entzündung und Eiterung des betroffenen Organs. Die Behandlung der Blutungen geschieht theils innerlich durch kühlende, adstringirende, beruhigende Mittel, theils äußerlich durch Kälte und Ableitungen. In vielen Fällen ist operatives Einschreiten nöthig.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 578.
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