Ohnmacht

[394] Ohnmacht (deliquium animi, lipothymia, syncope), eine plötzliche Unterbrechung mehrer Lebensäußerungen, besonders der willkürlichen Bewegung u. der Empfindung, mit mehr od. weniger vollständiger Bewußtlosigkeit. In den höheren Graden besteht völlige Unthätigkeit der Sinne, mit kühler, blasser Haut, sehr schwacher Respiration und kaum fühlbarem Puls; der höchste Grad der O. ist der Scheintod. Die O. ist die Folge plötzlichen Blutmangels im Gehirn, wie er bei Blutarmen, bei Verblutungen, od. bei Stillstand des Herzens entsteht. Der Anfall beginnt meist mit Schwindel, Ohrensausen, Herzklopfen. dauert gewöhnlich nur einige Minuten, aber auch viel länger u. kann vom Scheintode in wirklichen Tod übergehen (Nervenschlagfluß). Der Anfall läßt sich zuweilen verhüten durch Lösung aller fest anliegenden Kleidungsstücke. frische Luft, Reiben der Hände, laue Hand- und Fußbäder, durch Genuß von etwas Thee, Kaffee, Wein. Das Erwachen befördert man durch Bespritzen mit kaltem Wasser und Essig, Benetzen der Stirn und Schläfe damit. Einreiben von Naphthen, Salmiakgeist, diese auch als Riechmittel, endlich durch reizende Klystiere, Bürsten der Fußsohlen etc.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 394.
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