Puls

[635] Puls, ist die Wirkung der vom Herzmuskel vornehmlich in Bewegung gesetzten Blutwelle, des passiven und wie es scheint, öfter auch activen Widerstandes der Arterienhäute. Der normale P. zählt beim erwachsenen Menschen 60–80 gleichförmige Schläge in der Minute, beim Kinde mehr als 100. Der abnorme P. kann sich bis 150 und darüber erheben, so daß er nicht mehr zu zählen ist. Der P., zunächst eines der gewichtigsten Zeichen für die Beschaffenheit des Blutumlaufs, gehört durch die Rückschlüsse, die er erlaubt, zu den allerwichtigsten Krankheitssymptomen. Die alte subtile P. lehre hat viel von ihrem praktischen Werthe verloren durch die Errungenschaft der Physiologie und pathologischen Anatomie in der Neuzeit. Man unterscheidet: oberer P., mit kräftigem, vollem und häufigem Anschlag, nach Solano bei Krankheiten von Organen über dem Zwerchfell herrührend; unterer P., Abdominal-P., mit kleinen, oft harten, mehr unregelmäßigen, oft aussetzenden Anschlägen, von Organen unter dem Zwerchfell herrührend. Außerdem unterscheidet man jetzt noch: langsamen P., bei Cerebralaffectionen beobachtet, schnellen, fliegenden, unzählbaren P.; mit gleichzeitiger Schwäche des Anschlags gepaart gibt letzterer den fadenförmigen P. – Symptome von Schwäche; harten P., bei Entzündungen, insbesondere der Brustorgane; 2 schlägigen (dicrotus) P., Vorläufer von Blutungen, großer P., plethora; kleinen P., Anämie, aussetzenden, unregelmäßigen P., mechanische Störungen der Circulation, Herzfehler, Aneurysmen etc. anzeigend.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 635.
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