Anatomie

[175] Anatomie, ein Theil d. Naturwissenschaft, der sich mit der Zerlegung und Beschreibung der organischen Körper beschäftigt. Je nachdem Menschen, Thiere oder Pflanzen zerlegt, heißt sie Anthropo-, Zoo- und Phyto-tomie; und behandelt sie beim menschlichen und thierischen Körper die Knochen, so ist sie Osteologie, die Bänder Syndesmologie, die Muskeln Myologie, die Nerven Neurologie, die Eingeweide Splanchniologie, die Gefäße Angiologie. Die pathologische A. hat die Organe im krankhaften Zustande zu untersuchen; die vergleichende A. verbindet die Anatomie des menschlichen und thierischen Körpers und erforscht durch diese Vergleichung die Gesetze der Entwicklung der organischen Bildungen und ihrer Verrichtungen; sie ist besonders in neuester Zeit ausgebildet worden. – Im Alterthume beschäftigten sich besonders die Alexandriner mit der Anatomie, Galen (131 n. Chr.) hat uns die damalige Wissenschaft überliefert und sein Werk blieb lange Zeit der Codex der Aerzte. Im 14 Jahrh. begann das anatomische Studium in Italien durch Mondini de Luzzi; im 16. Jahrh. bezeichnet Vesalius (aus Wesel) einen bedeutenden Fortschritt, ihm folgten Eustach, Fallopia, Columb, Harvey, Ruysch, Morgagni, Albin, dann der große Haller. Von ihm an datirt die neue Epoche der Anatomie, welche durch die vergleichenden und mikroskopischen Untersuchungen eine früher nicht geahnte Ausbildung erhalten hat und fortwährend noch erhält.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 175.
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