Puls, der

[860] Der Puls, des -es, plur. die -e, ein Wort, welches eigentlich einen Schlag bedeutet, aber nur noch in zwey Fällen üblich ist. 1) Bey dem Läuten der Glocken ist in Ober- und Niedersachsen ein Puls das Läuten der Glocken von einer Pause bis zur andern. Einen Puls läuten, zwey Pulse u.s.f. Der erste Puls, der zweyte, der dritte. 2) Bey den Ärzten ist der Puls das Schlagen der Pulsader in der Gegend der Handwurzel unter dem Ballen des Daumens, oder der Druck, welchen man mit der Hand von außen fühlet, wenn das Blut von dem Herzen in die Pulsadern gestoßen wird; ingleichen die Pulsadern in der Gegend der Handwurzel in Ansehung dieser schlagenden Bewegung. Es wird hier collective gebraucht, folglich ist auch der Plural nicht üblich, außer etwa von dieser Bewegung der Pulsadern in mehrern Menschen. Einem an den Puls fühlen oder greifen. Einem den Puls fühlen. Der Puls geht oder schlägt geschwinde, ungleich, schwach u.s.f. Einen heftigen, schwachen, ungleichen Puls haben. Keinen Puls haben, wenn die Bewegung der Pulsadern unmerklich schwach ist.

Anm. In der ersten Bedeutung lautet es im mittlern Lat. Pultio. In der zweyten ist es unstreitig aus dem Lat. Pulsus entlehnet. Im Ganzen aber ist es doch ein altes Europäisches Wort, welches in allen alten Sprachen einheimisch ist. Im Nieders. wird Buls noch jetzt für Schläge gebraucht, und im Dithmarsischen ist bulßen prügeln, schlagen. S. 1 Pelzen, schlagen, welches genau damit verwandt ist.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 860.
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