Borromäusverein

[621] Borromäusverein. Unter diesem Titel gründeten mehrere angesehene kath. Männer in der preuß. Rheinprovinz eine Innung mit dem nächsten Zweck, die schlechte Literatur durch Verbreitung der guten bei ihren Glaubensgenossen zu verdrängen. Die Regierung genehmigte den Verein u. bewilligte ihm beschränkte Portofreiheit im Umfang des preuß. Staates. Derselbe steht unter dem Protectorat des Erzbischofs von Köln und hat seinen Hauptsitz in Bonn. Seine Organisation lehnt sich an die kirchliche Geographie an. Er blüht in allen preuß. Sprengeln und in einigen benachbarten Diöcesen. Er zählt 2 Arten von Genossen: Mitglieder und Theilnehmer. Jene entrichten jährlich 2 Thlr. oder 3 fl. Münze, diese 15 Sgr. oder 44 kr. Münze. Jeder erhält als Vereinsgabe ein Buch nach eigener Wahl aus dem festgestellten Verzeichniß, dessen Werth den Beitrag übersteigt, das Recht jährlich 4mal zu des Ladenpreises die empfohlenen Bücher zu bestellen, die Bibliothek seines Localvereins unentgeltlich zu benutzen, alle Schriftstücke des Vereins gratis zu beziehen. Es bestehen dermalen schon über 400 Localvereine mit ebenso vielen Bibliotheken, darunter von über 1000 Nummern. Jährlich werden ungefähr 30000 Thlr. für Bücher ausgegeben. Da die Verlagshandlungen Partiebestellungen gegen Baarzahlungen erhalten, so können sie ermäßigte Preise stellen. In der verhängnißvollen Zeit 1848 und 1849 hat der Verein viele Verirrungen durch das treue Zusammenhalten seiner Glieder verhütet. Die Behörden sind ihm jederzeit förderlich gewesen.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 621.
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