Bulgarien

[717] Bulgarien, türk. Provinz östl. vom schwarzen Meere, 1700 QM. groß, an Rumelien, Macedonien, Serbien und die Donau gränzend, wird vom großen u. kleinen Balkan durchschnitten, hat im Ganzen sehr fruchtbaren Boden und scheint an Eisen unermeßlich reich zu sein. Die Provinz steht unter dem Beglerbeg von Rumelien und zerfällt in 4 Sandschaks: Sophia, Widdin, Nikopoli, Silistria. An der Donau liegen die in der Kriegsgeschichte oft genannten festen Plätze: Isatschka, Hirsowa, Rutschuk, Turtukan, Silistria, Nikopoli, Widdin; im Balkan der Hauptplatz Schumla, am schwarzen Meere das nicht minder wichtige Warna und Burgas. – Die Bulgaren wanderten im 6. Jahrh. von der Wolga herein, ein finnischer Stamm, bekriegten das byzant. Reich lange, unterwarfen sich endlich und wurden Christen; einen Angriff der Russen im 9. Jahrh. trieben sie glücklich zurück. Auch mit den Serben. den Ungarn u.s.w. hatten sie blutige Kämpfe, unterlagen endlich 1306 den Türken, denen sie bis jetzt unterworfen blieben; nur 1841 haben sie einen bald unterdrückten Aufstand gewagt, 1829 bewiesen sie sich gegen die Russen sehr mißtrauisch; von einer großen Kolonie Bulgaren, welche nach dem Frieden von Adrianopel nach Bessarabien geführt wurde, kehrte der größte Theil bald zurück. Die Bulgaren werden als treu, fleißig, mäßig, und der Industrie und dem Handel sehr geneigt geschildert.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 717.
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