Froissart

[817] Froissart (Froassahr), Jean, einer der vornehmsten Chronisten des Mittelalters und Sänger der Kriege und des Hoflebens von Westeuropa, geb. 1337 im Hennegau, machte viele Reisen und fand überall hohe Gönner, wurde 1393 Canonicus zu Lille, 1394 Canonicus und Thesaurarius zu Chimay und st. nach 1400. Seine die Zeit von 1326 bis 1400 umfassende Chronik ist in der Form eines Ritterromanes gehalten, aber der Stoff aus eigener Anschauung u. vortrefflichen Quellen geschöpft. Die beste Handschrift ist ein Schatz der Breslauer Bibliothek, 1806 wurde bei der Kapitulation von Breslau ausdrücklich ausbedungen, daß dieselbe der Stadt verbleiben müsse. Die Chronik ist vielfach übersetzt und oft gedruckt worden, am besten in Bouchons Collection des chroniques, Bd. 15. Paris 1824 bis 1826, sowie im Panthéon littéraire Paris 1836. Als Dichter war F. der erste, der die provençalisch-romantische Schäferpoesie in die Literatur einführte. Er lieferte Witz- und Phantasiespiele, Rondeaux, Lieder, Romane (Meliador) u.s.w., auch ein geistliches Gedicht: Die 3 Marien. Bouchons treffliche Auswahl von F.s Gedichten, Paris 1829.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 817.
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