Quellen

[648] Quellen, sind die Abzugskanäle den meteorischen Wasser, welche bis zu einer gewissen Tiefe in das Innere der Erde gedrungen sind. In der Mehrzahl der Fälle sind diese Abzugskanäle natürliche, in einzelnen Fällen auch künstliche (s. artesische Brunnen). Die jetzige, höchst wahrscheinliche, durch die verschiedenartigsten Versuche u. Beobachtung erhärtete Ansicht über die Entstehung der Q. ist die alte Theorie des [648] Aristoteles und besteht kurz in Folgendem: Durch Verdampfung aus der Urwassermasse des Meeres gelangen unausgesetzt eine ungeheuere Menge Wasserdünste in die Atmosphäre; haben sie dort diejenige Höhe erreicht, bei welcher sie wegen Abnahme der Wärme sich nicht mehr in Gasform in der Luft aufgelöst erhalten können, so schlagen sie sich unter der Form von Bläschen nieder und bilden in ihrem Zusammenhange das, was wir Wolken oder Nebel nennen. Von den Luftströmungen werden diese Wolken nach den verschiedensten Himmelsgegenden den Festländern zugeführt, daselbst aber von den Spitzen u. Höhenzügen der Gebirge angezogen. Durch das durchlassende Gestein derselben nach unten geführt gelangen diese meteorischen Wasser bis zu demjenigen Niveau im Innern der Erde, wo sie auf undurchlassende Schichten gelangen; von da aus ab er bahnen sie sich durch die vorhandenen oder selbstgeschaffenen Zerklüftungen den nächsten Weg an die Oberfläche. Durchdringen diese Wasser nun auf ihrem Weg mehr oder weniger auflösliche Schichten, so kommen sie als sog. Mineral-Q. an die Oberfläche. Gelangen sie aus großer Tiefe durch Druck an die Oberfläche, so nimmt das Wasser die höhere Temperatur der Tiefe mit an den Ausfluß der Quelle u. es kommt dann eine warme oder heiße Quelle zum Vorschein. Was die Tiefe an und für sich bewirkt, kann durch die Temperatur vulcanischen Bodens ersetzt werden. Entspringt die Quelle aus einem unterirdischen Wasserbassin mit von Natur aus heberartiger Abzugsröhre, so haben wir eine intermittirende Quelle, z.B. die Jupiter-Ammonsquelle, Quelle in Kissingen.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 648-649.
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