Brunnen

[693] Brunnen nennt man die Sammlung von Quellwasser in mehr oder weniger künstlich gefaßten, größeren oder geringeren Vertiefungen der Erde. Sie sind 1) natürliche Springquellen; 2) gegrabene und gebohrte B., bei denen die unterirdischen Quellen durch Graben oder Bohren geöffnet und dann in Fassung gebracht werden. Nach der verschiedenen Art u. Weise, wie das Wasser aus der B.fassung zum Gebrauche hervorgeholt wird, zerfallen die B. in Schöpf-B., Zieh-B., Pump-B. u. laufende B. Zur Auffindung verdeckt liegender Quellen hat man verschiedene aus der Beobachtung geschöpfte Anhaltspunkte; so in flachen Gegenden besonders üppiger Gras- und Pflanzenwuchs einer Stelle, das längere Grünbleiben derselben bei eintretender Trockenheit, das Aufsteigen von Dünsten vor Sonnenaufgang bei sonst trockener Witterung etc., besonders aber ist es die Kenntniß der geologischen Verhältnisse der Erdschichten, welche am sichersten zur Auffindung selbst sehr tief liegender Quellen führt, indem das Wasser der Erdoberfläche durch die das Wasser durchlassenden Erdschichten (Dammerde, Sand, Sandstein, Kreidekalk) durchsickert, bis es auf horizontale undurchdringliche Schichten (Thon. Lehm. Kalkmergel, Kalkstein) gelangt, auf denen es sich ansammelt. Solche Quellen liegen oft außerordentlich tief, so daß ihre zu Tageförderung große Mühe und Kunst erfordert. Der Erdbohrer gibt die sicherste Kenntniß sowohl von der Tiefe des Wassers als der Beschaffenheit der zu durchdringenden Erdschichten.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 693.
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