Brunnen [1]

[363] Brunnen ist im allgemeinen die Bezeichnung für eine große Zahl wasserspendender Objekte: an vielen Orten Süddeutschlands nennt man die zutage tretenden Quellen Brunnen; allerwärts im deutschen Sprachgebiete jene Wasserschöpfstellen, bei denen der Spiegel unter Terrain liegt; sodann alle Einrichtungen an Wasserleitungen, die in ständigem Auslaufe oder nach Lösung eines Verschlusses Wasser liefern. Zu den letzteren gehören z.B. die öffentlichen, ständig laufenden Brunnen, die Druckständer, die Zapfbrunnen in Häusern und Höfen u.s.w. Endlich fallen unter den Namen Brunnen auch die monumentalen Anlagen: Zierbrunnen aller Art, Springbrunnen und Wasserkünste. Wir werden an dieser Stelle nur die Brunnen im gewöhnlichen Sinne, also die unter Terrain angelegten Wasserschöpfstellen besprechen und verweisen wegen der übrigen angeführten Stichworte auf die betreffenden Artikel.

Im wesentlichen kommen vor: in den Felsen eingehauene oder gebohrte Brunnen ohne Mantel und Brunnen in beweglichem Boden mit Mantel, wobei der letztere aus Mauerwerk oder Metall besteht und dicht oder durchlässig ist. Die Bedingungen und die Konstitutionsverschiedenheiten, unter denen der die Schöpfstelle speisende Grundwasserstrom steht, lassen sodann die Einteilung der Brunnenanlagen in gewöhnliche Brunnen und artesische Brunnen bezw. in gemauerte Brunnen und Rohrbrunnen (gebohrte Brunnen, abessinische Brunnen, Rammbrunnen, Schlagbrunnen, Schraubbrunnen) zweckmäßig erscheinen.

A. Beziehungen zwischen den Brunnen und der wasserführenden Schicht.

1. Die gewöhnlichen Brunnen entnehmen das Wasser einer Grundwasserströmung, deren Spiegel unter der atmosphärischen Pressung steht (vgl. Grundwasserstrom). Unterteilt man den am häufigsten vorkommenden Fall, daß die Bewegung des Wassers in einem aus Kies und Sand bestehenden Grundwasserträger erfolgt; denkt man sich ferner zunächst die Wandungen des Brunnens durchlässig und legt die Z-Achse zusammen mit der Achse des kreisrund gedachten Brunnens, ihren Anfang in den Mittelpunkt des Sohlenkreises, so erhält man, unter Q die sekundlich entnommene Wassermenge in Kubikmetern verstanden, bei radialer, in horizontalem Sinne gedachter Zuströmung des Wassers unter Berücksichtigung der Bezeichnungen in Fig. 1 an beliebiger Zylinderfläche mit dem auf die Brunnenachse bezogenen Radius x den wasserdurchlassenden Querschnitt F = 2 πφxz, die Durchflußgeschwindigkeit u = Q : F = Q : 2πφxz, mithin die Differentialgleichung der Bewegung:


Brunnen [1]

wenn x = r, z = H0 – s zusammengehörige Werte sind. Es ergibt sich sodann durch Auflösung nach Q bezw. s:


Brunnen [1]

wenn in der Entfernung x = R der Wert von z = H0 angenommen wird. Die beiden Erfahrungen x = r, z = H0 – s, x = R, z = H0 liefern bei bekanntem Q und s den gewöhnlich unbekannten Wert von π k φ mittels 3. und man erhält dann aus 2. die Gestalt der Depressionsfläche für einen bestimmten Fall. Bleibt – wie gewöhnlich angenommen wird, was aber nicht streng richtig ist – für kleinere Aenderungen von Q und s die Entfernung R annähernd dieselbe, so können die Gleichungen 2., 3. und 4. auch bei veränderlichem Q und 5 zu weiteren Folgerungen benutzt werden. Ist die bei vorstehender Rechnung eingeführte Annahme eines horizontalen Grundwasserspiegels nicht mehr zulässig, der letztere vielmehr stärker geneigt (Grundwasserstrom), so ändert sich nach den üblichen Annahmen (streng richtig ist dies nicht) von den vorstehenden Formeln weder 3. noch 4. Dagegen wird die Depressionsfläche um den [363] Brunnen herum eine andre und die Zuströmung findet in der Weise statt, wie sie Fig. 2 zeigt. In derselben sind 1, 2, 3 u.s.w. die Grundwasserhorizontalen nach Störung des Gleichgewichts in äquidistanten Horizontalschnitten; die Pfeile geben die Strömungsrichtung des Wassers, die Buchstaben A, B, m, p, q die Lage der Grundwasserhorizontalen vor Beginn der Störung des Gleichgewichts durch den Brunnen an. B' A' ist die ursprüngliche Strömungsrichtung, die schraffierte Fläche bezeichnet denjenigen Teil des Grundwasserstromes, der vom Brunnen beansprucht wird. – Liegt die undurchlässige Schicht tiefer als die Brunnensohle, so ist der Zufluß zum Brunnen mit durchlässigem Mantel nicht verschieden von jenem, wie er stattfindet, wenn beide in gleichem Horizont sich befinden ([1], S. 464 ff.).

Ist der Mantel des Brunnens undurchlässig, so ist die Grundwasserströmung von allen Lagen aus gegen die tiefste Kante des Brunnenkranzes (Rostes) gerichtet. Sei r die Entfernung des äußeren Mantels bezw. der ebengedachten Kante von der Brunnenachse, a die mittlere Geschwindigkeit des Grundwassers in der Entfernung 1 von dieser Kante, und ist auch hier für x = R, z = H0, so besteht nach [1], S. 470, die Beziehung:


Brunnen [1]

Man erhält aus 5. die Konstante a, wenn zwei zusammengehörige Werte von x und z bekannt sind. Sind x = R1 und z = H0 – s diese Werte, so wird:


Brunnen [1]

wenn u die Geschwindigkeit eines Wasserteilchens in dem aus der Brunnenachse mit dem Radius x + r beschriebenen Zylinder bezeichnet, das sich in der vertikalen Distanz y von der durch die tiefste Kante des Brunnenrostes gelegten Horizontalebene befindet (Fig. 3). Je weiter diese Zylinderfläche von dem Brunnen abliegt, um so geringer ist die Verschiedenheit der Geschwindigkeiten in verschiedenen Höhen y. Führt man – etwa unter Benutzung der Werte von y = +z als obere, y = –T als untere Grenze, mit T die Tiefe der undurchlässigen Schicht unter der Abszissenachse verbanden – eine mittlere Geschwindigkeit ux ein, so wird:

8. Q = 2 π ψ ux (x + r)(z + T)

Formel 5. ist für sehr kleine x nicht mehr genau, weil bei ihrer Konstruktion angenommen wurde, daß alles dem Brunnen zuströmende Wasser durch die Kantenlinie laufe; tatsächlich geschieht der Zulauf durch eine unter der Kantenlinie liegende Strömungsfläche von endlicher Höhe, deren Einführung aber die Formeln komplizieren würde. Man wird erst etwa von x = 0,5 m ab brauchbare Werte für die Depressionsfläche erhalten. – Auch im Falle des Brunnens mit undurchlässigem Mantel kann Q bei natürlichem Gefälle des Grundwasserstroms aus Formel 8. bezw. 6. und 7. genau genug ermittelt werden.

Man ersieht ohne weiteres aus den Formeln 2.–4., daß bei gleicher Spiegelsenkung, gleicher Brunnentiefe und durchlässigen Brunnenwandungen der Einfluß des Durchmessers auf das Wasserquantum, das der Brunnen liefert, kein sehr bedeutender ist. Das Verhältnis ist etwa so, daß ein Brunnen von 0,40 m Weite ca. zwei Drittel des Wasserquantums ergibt, was ein solcher von 4 m Weite (also dem 100fachen Querschnitte) unter sonst gleichen Umständen liefern würde. Nachdem die Kosten der Versenkung eines Brunnens in großen Tiefen ungefähr proportional dem Querschnitte wachsen, so wird nur unter besonderen Umständen, z.B. dann, wenn eine zentrale Anlage gewünscht wird und sich (wie bei sehr leicht durchlässigem Gründwasserträger von großem Korn) durchführen läßt, ein großer Brunnen rationell fein; in der Regel wählt man statt eines einzigen eine Anzahl kleinerer Brunnen. Bei der letzteren Anordnung sind die Brunnen selbstverständlich in eine Linie zu setzen, die senkrecht auf der Richtung des Grundwasserstromes fleht; ihre gegenseitige Entfernung ist – entsprechend dem Minimum der Anlager kosten – so zu wählen, daß bei der vorausbestimmten größten Absenkung kein Brunnen in den Wirkungskreis des andern übergreift, was dann erreicht ist, wenn der Scheitel der zwischen zwei Brunnen gelegenen Grundwasserwelle auch bei der größten Entnahme annähernd den Stand zeigt, der vor der Entnahme (bei ungestörtem Gleichgewicht) vorhanden war. Setzt man die Brunnen näher aneinander, so vergrößern sich die Anlagekosten; dagegen ist bei gleicher[364] Entnahme die Absenkung etwas geringer. Die Leistungsfähigkeit eines Brunnens mit durchlässigem Mantel ist begrenzt durch seine Lichtweite und seine Tiefe bezw. die mögliche Amplitude der Spiegelsenkung, durch die Beschaffenheit des Grundwasserträgers bezw. des Korns des letzteren und durch die Ergiebigkeit des Grundwasserbeckens oder Stromes, in den er eingesenkt wurde. Ist das Korn des Grundwasserträgers ein sehr seines, so muß Sorge getragen werden, daß bei größeren Zuflußgeschwindigkeiten kein Material in den Brunnen eingerissen wird (Verhütung einer Versandung). Selbstverständlich kann keiner Grundwasserströmung ein größeres Wasserquantum, als sie überhaupt führt, auf die Dauer abgenommen werden. Ist das aus dem Brunnen geschöpfte Quantum größer als die Wasserführung des Stromes, so stellt sich die Voraussetzung für unsre seither abgeleiteten Formeln, eine konstante Senkung 5 bei konstanter Entnahme Q, nicht ein; s wächst vielmehr fortwährend, bis der Brunnen erschöpft ist. Eine weitere Einschränkung für die Anwendung unsrer Formeln veranlaßt auch bei sehr mächtigen Grundwasseransammlungen und seinem Korne der Umstand, daß die Bewegung des Grundwassers erst bei bestimmter Spiegelneigung beginnt (vorher durch die Adhäsion verhindert wird, vgl. [1], S. 20). Die Richtung des Grundwasserstromes ist durch die Grundwasserhorizontalen festzulegen; letztere ergeben sich aus Spiegelbeobachtungen in einem Netze von Brunnen bezw. Bohrungen, von denen je drei zusammengenommen werden, wobei dann unterstellt wird, daß zwischen diesen drei Stellen der Grundwasserspiegel eine Ebene sei.

2. Die artesischen Brunnen unterscheiden sich von den gewöhnlichen Brunnen dadurch, daß sie ausschließlich Rohrbrunnen sind und einer Grundwasserströmung entflammen, die auf die Wandungen der den Grundwasserträger umgebenden undurchlässigen Schichte eine die atmosphärische übersteigende Pressung ausübt (artesische Strömung); sie geben das Wasser in der Regel über der Bodenoberfläche ab. Reicht z.B. die Pressung im Grundwasserträger bis zur Fläche A B (Fig. 4), denkt man sich (der Einfachheit der Rechnung wegen) diese Fläche horizontal und das Aufsteigerohr in der Tiefe s unter dem ebengenannten Horizont abgeschnitten, so läuft Wasser aus, denn jetzt wird die Pressung der Wassersäule im Rohre, dem Abschnitt entsprechend, geringer. Legt man durch die horizontal gedachte Oberfläche der untenliegenden wasserundurchlässigen Schicht die X-Achse und den Koordinatenanfang O in den Schnitt der Achse des Aufsteigerohres mit dieser Schicht und benennt die Ordinaten mit z, positiv im Sinne von unten nach oben, so wird die im artesischen Strom gegen den Auslauf hin abnehmende Pressung durch die Bewegungswiderstände des Wassers beim Durchströmen des in der durchlässigen Schicht von der Höhe h vorhandenen Materials reguliert, sofern man zunächst von der im Aufsteigerohr selbst entstehenden Reibung und dem Wasserwirbel an der Auslaufstelle absieht. In einer Kreiszylinderfläche von der Mantelhöhe h und dem Leitkreise vom Halbmesser x beträgt der wasserdurchlassende Querschnitt 2πxhφ, unter φ den Proportionalitätsfaktor verstanden, der die für den Wasserdurchgang pro Flächeneinheit verfügbaren Zwischenräume im Grundwasserträger angibt. – Bezeichnet Q die auslaufende Wassermenge, u die Geschwindigkeit des den Grundwasserträger durchströmenden Wassers, so muß sein:

u · 2 π x h φ = Q.

Es ist aber, entsprechend der Grundwasserbewegung, auch die allgemeine Beziehung vorhanden:

u = k · dz/dx.

Die Verbindung beider Gleichungen liefert eine Differentialgleichung zwischen x und z, deren Integration ergibt:


Brunnen [1]

Liegt die Ebene AB in der Höhe H0 über der undurchlässigen Schicht, und ist R die Entfernung, in der die Strömungsgeschwindigkeit im Grundwasserträger so klein ist, daß eine bemerkbare Aenderung der ursprünglich vorhandenen Pressung nicht mehr besteht, so sind x = R, z = H0 zwei zusammengehörige Werte, die der eben aufgehellten Gleichung als Grenzfall entsprechen. Mit diesen läßt sich die willkürliche Konstante c eliminieren, und es folgt, nachdem dies geschehen, die Beziehung:


Brunnen [1]

woraus, da für x = r (unter r der Halbmesser des Aufsteigerohres verstanden) der Wert von z zu H0 – s wird:


Brunnen [1]

Berücksichtigt man, daß das mittels Gleichung 10. gewonnene s lediglich den Reibungsverlust beim Durchströmen des Grundwasserträgers vorstellt, daß aber überdies noch ein Druckverlust beim Durchströmen des Aufsteigerohrs stattfindet und auch Arbeiten durch die Geschwindigkeitsänderung beim Einströmen in das Aufsteigerohr sowie Wirbel am Ausflusse entstehen, so sind die äquivalenten besonderen Widerstandshöhen noch zu addieren. Im wesentlichen sind dieselben annähernd proportional dem Quadrate der Geschwindigkeit im Aufsteigerohr [1], S. 513. Man kann also mit allgemeiner Gültigkeit setzen:

12. s = a Q + b Q2,

in welcher Gleichung a und b Konstante sind.[365]

Ueber die Nachhaltigkeit der artesischen Brunnen geben Beobachtungen des Verhältnisses zwischen Absenkung s und Ausflußquantum Q Auskunft. Bleibt das letztere bei bestimmtem s konstant, so liefert der Brunnen auf die Dauer eine Wassermenge Q. Nimmt Q ab, so hat man vor allem zu untersuchen, ob die Abnahme infolge eines Sinkens der Pressung im Grundwasserträger stattfindet oder ob sie durch einen in der Aufsteigeröhre allmählich gebildeten Sandpfropf veranlaßt ist. Trifft das letztere zu, so muß nach Entfernung des Sandes der Auslauf wieder zunehmen, und es muß auch, sofern der Auslauf durch Aufsetzen eines Rohres unterbrochen wird, in dem Aufsatzrohr das Wasser zu dem früheren Gleichgewichtsstand H0 ansteigen. Beides wird nicht geschehen, wenn die Pressung im Grundwasserträger selbst gesunken ist, und dies liefert dann den Beweis, daß auf die Dauer eine Ergiebigkeit Q einfach unmöglich wird.

B. Bauliche Anordnung der Brunnen.

Ihrer Konstruktion nach unterscheidet man gemauerte Brunnen mit weitem Kessel, sogenannte Schachtbrunnen, die dann, wenn sie nur zur Aufnahme des von vielen kleinen Brunnen gelieferten Wassers bestimmt sind, auch Sammelbrunnen heißen. Den Namen Saugbrunnen führt man ein, wenn bei größeren Anlagen die Hebemaschine dem Brunnen das Wasser direkt entnimmt. In Grundwasserträgern von grobem Korne erzielt man die Durchlässigkeit des Mantels durch offene Fugen im Mauerwerk; in solchen mit seinem Korn durch Einlage von Filtern in den Mantel. Im letzteren Falle führen die Brunnen den Namen Filterbrunnen [2]; sie finden in neuerer Zeit keine Verwendung mehr. Erhalten die Brunnen nur einen kleinen Durchmesser, der aber auf die ganze Tiefe gleichbleibt, so werden sie aus Röhren hergestellt und Rohrbrunnen genannt; wechselt die Lichtweite des Rohres in der Art, daß oben weitere, unten engere Röhren zur Verwendung gelangen, so entstehen die Teleskopbrunnen.

1. Die Schachtbrunnen aus Mauerwerk werden auf einen sogenannten Brunnenkranz (Brunnenrost, Schling, Senkscheibe u.s.w.) aus Holz oder Eisen (oder aus Holz mit Eisen armiert) aufgesetzt, wie Fig. 5 zeigt. Die Mehrzahl der bestehenden Pumpbrunnen sind Schachtbrunnen; sie haben den Vorzug der leichten Zugänglichkeit. Der Bau erfolgt in der Weise, daß man zunächst die Baugrube im Trockenen bis auf Grundwassertiefe ausschachtet, dann den Kranz auflegt und über demselben mit dem Mauerwerk beginnt. Das eigentliche Absenken in das Grundwasser geschieht sodann durch Untergrabung oder Unterbaggerung des Brunnenkranzes, wobei der Brunnen vermöge seiner Schwere (die erforderlichenfalls durch aufgelegte Eisenbarren vergrößert wird) einsinkt. Die angewendeten Methoden für die Versenkung bezw. Untergrabung sind sehr mannigfaltig; am häufigsten verwendet man die sogenannte Indische Baggerschaufel, unter Umstanden auch die pneumatische Methode. Auch Sandpumpen und Strahlapparate, das Gefrierverfahren von Pötsch, in Felsen das Abbohren kommen zur Anwendung. Wir verweisen auf die betreffenden Artikel und auf [1], S. 505 ff.

2. Von den Rohrbrunnen sind die einfachsten die abessinischen Brunnen. Ein auf etwa 1 m Länge mit Löchern oder Schlitzen, unten mit einer Stahlspitze versehenes Schmiedeeisenrohr wird mittels eines sogenannten Schlagwerks (Dreibock mit Rammbär) in die Erde vertikal eingerammt, so weit, daß das durchlöcherte Ende in das Grundwasser kommt; genügt eine Rohrlänge nicht, so wird ein zweites Rohr durch Muffe dicht mit dem ersten verbunden, und so weiter, bis die Wassertiefe erreicht ist. Die hierbei verwendeten Schmiedeeisenrohre sind stärker in der Wandung als die gewöhnlichen Rohre und haben eine Länge von 3–4 m. Liegt das Grundwasser nicht tiefer als 8 m, so setzt man unmittelbar auf das Rohr die Pumpe auf (mittels Flanschverbindung); bei größerer Tiefe kann man einen Schacht anlegen und in demselben einen Arbeitszylinder (s.d.) unterbringen. Behufs Einrammens der Rohre befestigt man an denselben eine Stahlklemme C (s. Fig. 6) mit starken Schrauben; auf diese läßt man den das Rohr umschließenden Rammbär A fallen.

Rammbrunnen und Schlagbrunnen sind mit abessinischen Brunnen identisch; bei den Schraubbrunnen besteht der Unterschied nur darin, daß an Stelle der Stahlspitze eine Schraube tritt und der Brunnen nicht in den Erdboden eingeschlagen, sondern eingeschraubt wird.

Nach [2] sind folgende Preise üblich: Komplettes Schlagwerk (Dreibock, Rammbär, Stahlklemme,[366] Werkzeuge) ℳ. 222. –; Stahlspitzen für 30, 40 und 50 mm Rohr bezw. ℳ. 13.90, 16.50, 18.80; 1 Längenmeter Rohr bezw. ℳ. 2.30, 2.75, 3.60; dazugehörige Pumpen bezw. ℳ. 15.50, 21.–, 24.50. Bezugsorte: größere Installationsgeschäfte und Armaturfabriken für Wasserleitungsgegenstände.


Literatur: [1] Lueger, Wasserversorgung, Darmstadt 1895, S. 491 ff. (woselbst weitere Literaturangaben). – [2] Deutsche Wasserwerks-Gesellschaft in Höchst a.M., Abhandlung über Schlagrohrbrunnen, Mainz 1874.


Einen Rohrbrunnen mit Filterkorb (D.R.P. Nr. 33824) zeigt Fig. 7. Zunächst wird eine vollwandige Bohrschale in den Untergrund versenkt, um den äußeren Schutzkorb a einlassen zu können; nachdem dies geschehen, wird die Schale wieder aufgezogen. Der äußere zylindrische Schutzkorb ist auf diejenige Länge, die der wasserführenden Schicht entspricht, mit Schlitzen versehen, sonst vollwandig. Der Filterkorb b ist ebenfalls mit Schlitzen versehen und durch einen Boden geschlossen; der geschlitzte Teil wird durch ein zur Abhaltung des seinen Sandes bestimmtes Tressengewebe ummantelt. Zwei Röhren c durchbrechen den Boden des Filterkorbes und dienen zum Spülen des in dem äußeren Schutzkörbe angeordneten Sumpfes, sowie dazu, von oben eingelassenes, zum Reinigen des Tressengewebes durch das letztere gedrücktes Wasser wieder zutage zu fördern. Ist der Filterkorb verstopft, so kann er, da er mit dem Schutzkörbe nicht fest verbunden wird, sondern nur auf der bei a befindlichen Sitzfläche aufruht, ausgezogen, zu Tage gereinigt und wieder eingelassen werden. Anderweitige Konstruktionen dieser Art zeigen die D.R.P. Nr. 16394 und 23245. In neuerer Zeit werden die Filterkörbe ersetzt durch Vorlage eines natürlichen Filters. Ein weites, vollwandiges Rohr wird eingelassen und innerhalb desselben ein zweites, enges Rohr, das mit Bodenkappe und Schlitzen auf die Höhe der wasserführenden Schicht versehen ist. In den ringförmigen Raum zwischen beiden wird sodann ein von innen nach außen in der Korngröße abnehmendes Filter, mit Hilfe von Blechschablonen geordnet, eingesetzt, das den Zweck, die Versandung zu verhindern, besser erfüllt als das Tressengewebe. Selbstverständlich wird nach Einlage des Filters das äußere vollwandige Rohr herausgezogen. – Bei Grundwasserträgern, die neben seinem Sande noch viel grobkörniges Material enthalten, kann auch (nach dem Vorgange von Thiem bei Naunhof) durch starkes Auspumpen der seine Sand entfernt und bei einfachem geschlitzten Rohr ein natürliches Filter der ebengedachten Art hergestellt werden. Jeder Brunnenanlage muß eine Probebohrung vorhergehen, um die Untergrundsverhältnisse zu erforschen und die Wasserqualität festzustellen. Die letztere ist von der Beschaffenheit und Reinheit der Untergrundschichten abhängig, ebenso von den natürlichen Schwankungen des Grundwasserspiegels [1], S. 492. Größere Entnahmen aus einem verhältnismäßig geringmächtigen Grundwasserstrom, die ein erhebliches Schwanken der Grundwasserwelle im Gefolge haben, sind unter sonst gleichen Umständen sanitätlich ungünstiger als Entnahmen aus mächtigen Strömungen (s. Wasser). Die Kosten K für die Ablenkung eines Brunnens sind bei einer Tiefe h und einem äußeren Halbmesser r derselben aus der Formel:

K = πr2 (ah + bh2)

zu bestimmen, in der a und b konstante, von der Bodenbeschaffenheit abhängige Koeffizienten sind, die man allgemein nicht angeben kann, die aber durch Vergleichung mit ausgeführten Anlagen in bestimmten Formationen leicht zu ermitteln sind.

3. Bei Brunnen mit undurchlässigem Mantel ist Konstruktion und Versenkung – abgesehen von den Schlitzen im Mantel u.s.w. – dieselbe, wie seither angegeben. Die Ausführungskosten sind etwas geringer. Die Ergiebigkeit ist, wie aus den Formeln 7. und 8. ersichtlich, proportional dem Durchmesser solcher Brunnen und abhängig von der zulässigen Geschwindigkeit a in der Entfernung 1 von der Sohlenkante, die um so kleiner sein muß, je seiner das Korn des Grundwasserträgers ist. Diese Brunnen eignen sich ganz vortrefflich in grobkiesigem, wasserreichem Untergrunde, und besonders dort, wo das Wasser aus großen Tiefen beigezogen werden soll, weil ihre Wirkung sich bis auf die undurchlässige Schicht erstreckt, ohne daß man nötig hat, mit der Schachtsohle bis auf diese Tiefe herabzugehen. In der Regel werden derartige Brunnen in Mauerwerk hergestellt.


Literatur: [1] Lueger, Wasserversorgung, Bd. 2, des städtischen Tiefbaues, Darmstadt 1895, § 39 und 40. – [2] Handbuch der Ingenieurwissenschaften, Bd. 3, 3. Abt., Leipzig 1893, S. 249. In [I], S. 296 ff. ein umfassendes Literaturverzeichnis.


Brunnen, öffentliche, nennt man alle Gelegenheiten zur unentgeltlichen Wasserentnahme. Es sind die verschiedensten Formen für derartige Brunnen im Gebrauch: früher waren es meistens ständig laufende Wasserergüsse in große Brunnenschalen oder Pumpbrunnen (Schöpfbrunnen), die diesem Zwecke dienten; in neuerer Zeit werden mehr die Druckständer verwendet (s. Brunnenständer).

Die öffentlichen, ständig laufenden Brunnen sind besonders in Gebirgsgegenden verbreitet und vielfach monumental ausgestattet [1]. In Städten mit moderner Wasserversorgung dienen sie meistens nur zur Entnahme von Trinkwasser und sind entweder als Wandbrunnen oder freistehend konstruiert; von letzterer Art sind die z.B. in Paris ausgeführten Wallace-Brunnen (Fig. 8) [2].[367]

Ständig laufende Brunnen haben pro Auslaufröhre einen Wassererguß in kontinuierlichem Strahl von 4–12 cbm in 24 Stunden. Stellt man die Bedingung, daß ein gewöhnlicher Wasserkübel in 4–5 Minuten gefüllt werden soll, so genügen 7,5 cbm Wasser pro 24 Stunden in ständigem Auslaufe. Diese Brunnen haben den großen Vorzug, Wasser von nahezu gleichbleibender Temperatur und Frische zu liefern.


Literatur: [1] Schubert, C., Die Brunnen in der Schweiz, Frauenfeld 1885. – [2] Les nouvelles fontaines Wallace de la ville de Paris, Nouv. Ann. de la constr., 1878, p. 101.

Lueger.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
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Fig. 3.
Fig. 3.
Fig. 4.
Fig. 4.
Fig. 5.
Fig. 5.
Fig. 6.
Fig. 6.
Fig. 7.
Fig. 7.
Fig. 8.
Fig. 8.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 2 Stuttgart, Leipzig 1905., S. 363-368.
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