Baugrube

[579] Baugrube. Im Trockenen werden die Baugruben von den sie begrenzenden Erdwänden umschlossen; Baugruben im und am Wasser müssen durch besondere Umschließungen gebildet werden. Haben sie eine langgestreckte und schmale Grundform (wie z.B. für die einzelnen Mauern eines [579] Gebäudes), so heißen sie Fundamentgräben; dienen sie dazu, um Wasserleitungs-, Entwässerungs-, Gas- oder andre Rohre verlegen zu können, so werden sie auch Rohrgräben genannt. Fester Felsen, festgelagertes Gerölle u.s.w. können in lotrechter Begrenzung abgesprengt, bezw. abgegraben werden. Auch etwas loserer Boden bleibt auf geringe Tiefen lotrecht anflehen. Bei größerer Tiefe und bei noch lockererem Boden werden die Gruben- bezw. Grabenwandungen geböscht ausgeführt; um an Ausschachtungsmasse zu sparen, hält man die Böschungen möglichst steil; bei größerer Tiefe unterbricht man sie durch Bankette oder Bermen, damit kein Nachstürzen erfolgt. Sollen in lockerem Boden Baugruben mit lotrechten Wandungen ausgeschachtet werden, so müssen letztere durch eine Zimmerung oder Bölzung (s.d.) vor dem Zusammenstürzen bewahrt werden. Im und am Wasser bildet man eine Baugrube nur dann, wenn man das Wasser ausschöpfen oder in andrer Weise entfernen kann. Das Umschließen solcher Baugruben kann in verschiedener Weise geschehen: 1. Durch hölzerne oder eiserne Spundwände (s.d.), meist für Betonfundamente und solche aus Sandbettung verwendet; die Wände verbleiben zum Schutz des Fundamentes. 2. Durch Pfahlwände (s.d.); in denselben Fällen, jedoch bei größerer Wassertiefe gebräuchlich. 3. Durch Fangdämme (s.d.). 4. Durch Schwimmkasten (s.d.) ohne oder mit Boden, auch Senkkasten genannt; die Schwimmkasten verbleiben ganz oder in ihrem unteren Teile zum Schutz des in der Regel aus Beton hergestellten Fundamentes. 5. Durch das Verfahren der Gefriergründung (s.d.); bei Boden, der sehr stark vom Wasser durchzogen ist, besonders bei solchem, der eine breiartige Konsistenz besitzt, wird derselbe durch Einführen von Kältemischungen zum Erstarren gebracht.

Beim Trockenlegen nasser Baugruben muß man für eine entsprechende Steigerungsfähigkeit der Leistung der gewählten Wasserschöpfmaschine (bis zu 100%) Sorge tragen, wenn man einigermaßen sicher vorgehen will. – Auf der Sohle der trockenzulegenden Baugrube wird eine Vertiefung, der sogenannte Sumpf, hergestellt, aus dem die Wasserschöpfmaschine das Wasser hervorholt. Unter bestimmten Verhältnissen kann es sich empfehlen, neben der Baugrube Brunnenschächte anzulegen, und zwar nach der Richtung hin, von der die Wasseradern zuströmen; in diesen Schächten wird der Wasserspiegel tiefer abgesenkt als die Sohle der Baugrube. In leichtem Sandboden darf man das Wasser meist nicht ausschöpfen, weil die Baugrubensohle dadurch gelockert würde. Zeigen sich auf der Sohle der Baugrube Harke Quellen, die sich nicht schließen lassen, so führe man dieselben in besonderen kleinen Rinnen zum Sumpf; man macht sie wohl auch dadurch unschädlich, daß man ein eisernes Rohr eintreibt, das mit seiner Oberkante über dem Außenwasserspiegel gelegen ist.

Schmitt-Darmstadt.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 579-580.
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