Eisen [1]

[262] Eisen (chemisch) Fe, Atomgew. 56, spez. Gew. 7,86, ist ein grauweißes Metall von hohem Glanz auf polierten Flächen oder auf frischen Bruchstellen.[262] Sein Schmelzpunkt liegt in der Nähe von 1700°, wird aber durch verschiedene bei der Roheisenerzeugung unvermeidliche Verunreinigungen, und zwar besonders durch Kohlenstoff, bis auf unter 1200° heruntergedrückt.

Es legiert sich leicht mit den Platinmetallen, Gold, Nickel, Kobalt, Mangan, Chrom, Molybdän, Wolfram, Uran, Zinn, Aluminium, schwieriger und nur in sehr beschränktem Maße mit Kupfer und Zink, gar nicht oder doch nur so schwierig, daß die Legierungsfähigkeit praktisch als unmöglich betrachtet werden muß, mit Blei, Silber, Quecksilber, den Alkali- und den Erdalkalimetallen. Mit den Nichtmetallen verbindet sich das Eisen chemisch und legiert sich wieder mit einigen dieser Verbindungen, wie z.B. mit Karbiden, Siliciden, Boriden, Phosphiden, dem Sulfür und dem Oxydul. Durch diese Bestandteile werden hauptsächlich der Schmelzpunkt, die Härte, Fettigkeit, das Gefüge u.s.w., also hauptsächlich die physikalischen, in geringerem Maße nur die chemischen Eigenschaften der verschiedenen Eisensorten der Technik beeinflußt. Ueber die Wirkungen dieser Stoffe vgl. Eisen (metallurgisch).

An trockener Luft hält sich das Eisen bei gewöhnlicher Temperatur lange unverändert; bei höherer Temperatur verbrennt es jedoch leicht zu Oxyduloxyd (Hammerschlag) oder zu Oxyd. Sehr leicht oxydiert es sich unter dem Einfluß feuchter oder säurehaltiger Luft zu einem unvollständigen Hydrat (Rost). Es ist in den meisten verdünnten Säuren, z.B. Salz-, Schwefel- und Salpetersäure, leicht löslich, während es gegen konzentrierte Säuren sehr widerstandsfähig ist. Durch konzentrierte Salpetersäure wird Eisen fast unlöslich: »passiv«, zum Teil infolge oberflächlicher Oxydbildung.

Die wichtigeren Eisenverbindungen leiten sich von dem Oxydul FeO und dem Oxyd Fe2O3 ab. Die ersteren heißen Ferro-, die letzteren Ferri Verbindungen. Eine der Formel FeO3 entsprechende, Eisensäure genannte Verbindung hat für die Technik nur untergeordnete Bedeutung. Chemisch reines Eisen wird nur für pharmazeutische Zwecke durch Reduktion reinen Oxyds mit Wasserstoff als graues Pulver dargestellt. Betreffs der Eisenverbindungen und Herstellung der technischen Eisensorten sei auf die folgenden Artikel verwiesen.

(Borchers) Bujard.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 3 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 262-263.
Lizenz:
Faksimiles:
262 | 263
Kategorien: