Eisen, das

[1768] Das Eisen, des -s, plur. ut nom. sing. ein unedles weißgraues Metall, welches die meiste Härte und Elasticität hat, unter allen Metallen am häufigsten gefunden, und daher auch am wenigsten geschätzt wird. 1. Eigentlich. Gediegenes Eisen, welches schon unter der Erde gediegen gefunden wird. Rohes Eisen, in den Eisenhütten, so wie es aus den Eisensteinen in Gänse geschmelzet worden, da es noch viele Unreinigkeiten bey sich hat. Sprödes Eisen, welches nicht die gehörige Elasticität hat, sondern leicht bricht. Rothbrüchiges, kaltbrüchiges Eisen u.s.f. S. diese Wörter. Das Eisen schmieden, weil es warm ist, figürlich im gemeinen Leben, sich die Gelegenheit zu Nutze machen. Noth bricht Eisen, auch nur im gemeinen Leben. In dieser Bedeutung hat es in dem gewöhnlichen Sprachgebrauche, wie andere Nahmen der Metalle, keinen Plural. Allein in dem Bergbaue, Eisenhämmern u.s.f. pflegt man nicht nur mehrere Arten dieses Metalles, sondern auch wohl mehrere Massen desselben, die Eisen zu nennen. 2. Dinge, welche aus Eisen oder Stahl verfertiget worden, in welchem Verstande auch der Plural sehr häufig ist. Besonders, 1) allerley Werkzeuge aus Eisen, so wohl im gemeinen Leben, als auch in den Handwerken und Künsten. So nennen die Bildhauer, Drechseler u.s.f. ihre Meißel nur schlechthin Eisen; besonders führen bey den erstern diesen Nahmen die groben stählernen Meißel, womit sie Stücken[1768] von dem Steine los sprengen. S. auch Dreheisen. Die Amboße der Gold- und Silberarbeiter sind ihnen nur unter dem Nahmen der Eisen bekannt. Das Berlinische Eisen, ist eine zum Fange der Raubthiere und besonders der Füchse bequeme Maschine; S. Schwanenhals. Und hohlte mit der Hand die Axt aus – und das Eisen führe vom Stiel, 5 Mos. 19, 5. Und sollt – einen steinern Altar bauen, darüber kein Eisen fähret, Kap. 27, 5, kein eisernes Werkzeug. So auch die Zusammensetzungen Brecheisen, Fuchseisen, Pflugeisen, Bergeisen, Stecheisen, Krauteisen, Bügeleisen, Brenneisen, Brummeisen, Reibeisen und andere mehr. 2) Das Hufeisen, womit der Huf der Pferde beschlagen wird, heißt im gemeinen Leben nur schlechthin das Eisen. Einem Pferde ein Eisen aufschlagen. Dem Pferde die Eisen abbrechen. Daher der figürliche Ausdruck in den niedrigen Sprecharten, jemanden beständig in den Eisen liegen, ihm überall auf dem Fuße nachfolgen, genaue Aufsicht auf ihn haben; wofür Kaisersberg sagt, jemanden uff die Yssen lugen, d.i. auf die Eisen sehen. 3) Eiserne Fessel, in welcher Bedeutung es nur allein im Plural gebraucht wird. Jemanden in die Eisen schmieden, ihn auf immer in eiserne Fessel schlagen. Sie zwungen seine Füße im Stock, sein Leib mußte in Eisen liegen, Ps. 105, 18. Gefangen im Zwang und Eisen, Ps. 107, 10. Daher wird in Nürnberg ein gewisses Gefängniß für schwangere Huren die Eisen, und in Baiern der Schließer oder Gefangenwärter der Eisenamtmann genannt.

Anm. Die älteste Gestalt dieses Hauptwortes ist Isar und Isarn, denn so lautet es schon bey dem Kero. Die Angelsachsen kannten dieses Wort mit und ohne r, Isen und Isern; auf gleiche Art sagen die Niedersachsen noch Isen und Isern, und die Holländer Iser, obgleich im Hochdeutschen das letzte nur in der Gestalt eines Beywortes üblich ist, S. Eisern. Viele nordische Mundarten verbeißen den Zischlaut, wie das Schwedische Jern, das Angels. Iren, das Dän. Jern, das Engl. Iron, das Wallis. Hajarn, das Irländ. Jarann, wohin auch das Span. Hierro gehöret. Das Lat. Ferrum und unser Deutsches ehern sind mit dieser Form genau verwandt, so wie unser Hochdeutsches Eisen dem Lat. aes, ehedem aesis, nahe kommt, welches eine allgemeine Benennung aller Metalle, besonders aber auch des Eisens und Stahles war. Ob dieses Wort ursprünglich zu dem Worte Eis gehöret, läßt sich wegen des Alterthumes nicht entscheiden.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1768-1769.
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