Gebärmutterkrankheiten

[28] Gebärmutterkrankheiten, kommen in geschwängertem oder ungeschwängertem Zustande vor, aber man versteht unter G. beinahe immer nur die Krankheiten des nicht schwangern uterus. Hauptsächlichste Ursachen dieser nicht seltenen Krankheiten des Weibes: 1) die periodische durch den Andrang des Blutes gegebene Empfänglichkeit für Erkrankungen zur Zeit der Menstruation, Diätfehler, Erkältungen, Affekte sind die gewöhnl. Gelegenheitsursachen zu dieser Zeit; 2) unreife Geburten. Meist ist der Abortus schon ein Symptom der G., kann jedoch wiederum an sich als Krankheitsursache wirken; 3) der Geburtsakt: Verletzungen durch Druck, Zerren, eine angewachsene Placenta etc.; 4) die geschlechtliche Entwicklungsperioden, Evolution und Involution. Manche Bleichsucht gehört hieher; 5) Unfruchtbarkeit, Mutterkrebs etc. vererben sich oft durch mehre Geschlechter. In speciellen Verhältnissen: 6) psychisch den Geschlechtstrieb stets rege erhaltende Eindrücke, schlüpfrige Lectüre etc.; 7) unbefriedigter oder widernatürlich befriedigter Geschlechtstrieb; 8) endlich alle überhaupt auf den Organismus schädlich einwirkenden Agentien. Symptome: abnorme Schleimsecretion der Geschlechtstheile, weißer Fluß, Schmerzen und die auf das übrige Nervensystem reflectirten Symptome, sog. hysterische Affectionen, die sowohl die Psyche afficiren als die leibliche Gefühlsseite und Bewegungsnerven berühren. Sodann fehlen abnorme Blutungen selten, ebenso gleichzeitige krankhafte Affection der Brustdrüsen u. des Darmkanals. Außer den acuten Entzündungen u. Blutflüssen haben die meisten G. einen chronischen Verlauf. Hinsichtlich der Prognose ist der Gebärmutterkrebs die schlimmste Form. Gegen G. dienen neben den auch anderwärts gebrauchten Medicamenten: Narcotica, Quecksilberpräparate, gelind eröffnende Mittelsalze, insbesondere [28] auch Bäder, aufsteigende Douche, Cataplasmen, Klystiere, Blutentziehungen durch Blutegel, Gegenreize durch Blasenpflaster, Anwendung von Brom und Jod in Form der Kreuznacher Soole, des Adelheidswassers etc.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 28-29.
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