Humanität

[365] Humanität, latein. humanitas (mit homo, Mensch u. humanus, menschlich zusammenhängend), bezeichnet dem Wortsinne nach die Menschheit, alsdann den Inbegriff alles dessen, was den Menschen zum Menschen macht und vom Vieh und Raubthier unterscheidet; im engern Sinn die Bildung, in noch engerm die auf das Studium des class. Alterthums gestützte Bildung, im engsten das rücksichtsvolle Benehmen gegen andere, besonders gegen Untergebene, die Menschenfreundlichkeit, Leutseligkeit. Ausdrücke, welche im 15. u. 16. Jahrh. gang und gäbe wurden, wo dem Scholasticismus des Mittelalters eine aus den Schriftstellern der alten Griechen und Römer geschöpfte Bildung täglich mehr entgegentrat, sind: Humaniora, die philologischen Wissenschaften, zum Unterschied von den theologischen und allen andern, die mit dem heidnischen Alterthum nichts zu schaffen haben; Humanismus, das Streben nach class. Bildung, dann das Philologenthum; Humanisten, Philologen. In neuer Zeit versteht man unter H. häufig die s. g. reinmenschliche Bildung d.h. den Wahn, als ob der Mensch mit Hilfe der Philosophie sich von allen Unterschieden der Nationalität u. besonders der Religion zu emancipiren und alsdann im Menschen den Menschen zu lieben vermöge. Human, menschlich, rücksichtsvoll, leutselig, feingebildet.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 365.
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