Johann von Leyden

[491] Johann von Leyden, eigentlich Johann Bockhold od. Bockelson, geb. 1510 zu Leyden, ein phantastischer Schneider, der zu Amsterdam Wiedertäufer (s. d.) wurde u. 1533 mit seinem Freunde Mathiesen, einem Bäckergesellen aus Haarlem. nach Münster zog, wo er bald Anhang und Gelegenheit fand. seine communistischen Gedanken vorübergehend ins Leben zu setzen. Auf den Pöbel und einzelne Fanatiker wie Knipperdolling u. Rottmann gestützt, wurde er Herr der Stadt und gedachte als König von Zion nicht nur diese, sondern durch seine Apostel die Christenheit mit Gemeinschaft der Güter und Vielweiberei zu beglücken. Daß neben dem Schrecken religiöser od. noch besser socialistischer Fanatismus in Münster herrschte, beweist der tapfere Widerstand, den die von ihrem Bischof belagerte, von Hunger und Seuchen heimgesuchte Stadt leistete. In Folge eines Verrathes fiel Münster am 24. Juni 1535; J. wurde sammt Knipperdolling am 23. Jan. 1536 mit glühenden Zangen zu Tode gezwickt, ihre Leichname hing man in einem Eisenkäfig am Lambertusthurme auf. Vgl. Cornelius: das Münstersche Wiedertäuferreich; Berichte von Augenzeugen, Münster 1853.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 491.
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