Kautschuk

[572] Kautschuk, Caoutchouc, Federharz. (gummi elasticum) ist der an der Luft geronnene Milchsaft verschiedener Gewächse, kommt größtentheils aus Amerika zu uns, und wird meist von Siphonia elastica, dem Federharzbaume, einheimisch in den Wäldern von Guiana und zur Familie der Euphorbiaceen gehörig, gewonnen, ein Harz, ausgezeichnet durch [572] Elasticität u. Unauflöslichkeit im Weingeist, findet sich auch in mehren Säften der Urticeae, Artocarpeae, Asclepiadeae und Lobeliaceae. Das meiste K. erhalten wir in Form von Flaschen oder Halbstiefeln; eine geringere wohlfeilere Sorte aber auch als Gummispeck in dicken schwarzen Tafeln, welche einen fauligen Geruch haben. Die schwarze Farbe des K. rührt meist vom Trocknen im Rauche her. Das K. schmilzt bei 100°R., behält aber nach dem Erkalten eine theerartige Consistenz. Eigentliche Auflösungsmittel des K. gibt es nicht; was gewöhnlich K.-Auflösung genannt wird, ist eigentlich nur eine seine Vertheilung des K. in Flüssigkeiten, wie Aether. ätherische Oele u.s.w. Das K. schwillt darin außerordentlich auf, wird gallertartig u. zergeht zuletzt darin zu einer scheinbaren Auflösung, welche aber bei Verdunstung der Flüssigkeit das K. mit allen seinen früheren Eigenschaften wieder zurückläßt. Am leichtesten u. schnellsten gelingt dieses in den sog. empyreumatischen Oelen. wie Steinöl, Tannenzapfenöl, Terpentinöl u.a.m. Zur Auflösung des K. zu technischen Zwecken müssen die dazu zu verwendenden ätherischen Oele durch Destillation mit Wasser erst rectificirt sein, weil die Präparate sonst nach einiger Zeit klebrig, endlich spröde und brüchig werden. Terpentinöl, Kienöl, Steinkohlentheeröl, in neuerer Zeit auch das K. öl selbst sind die zu solchem Behufe am vortheilhaftesten zu verwendenden Auflösungsmittel. Bekanntlich wird die auf diese Weise erhaltene K. masse zum Wasserdichtmachen von Zeugen, zur Verfertigung von allerhand, namentlich chirurgischen Instrumenten, zu K.-Ballons, Platten. Röhren, u. zur Bereitung von Firniß und K. öl verwendet. In England werden neuerdings K. pflaster in Pferde- und Rindviehstallungen sehr empfohlen, wozu Platten von 1/2'' Stärke verwendet und die Fugen dazwischen mit flüssiger K. masse vergossen werden. K. zu schneiden gelingt mit einem naßgemachten Messer ganz leicht. ohne diesen Kunstgriff aber nur schwer.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 572-573.
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