Kosacken

[646] Kosacken, eigentlich Kasacken, russ. Volksstamm, mit fremden Elementen gemischt, in der Ukraine, am Don, an der Wolga, am Ural, am asowʼschen und schwarzen Meer, am Kuban und Terek, auch in Sibirien, in 2 Hauptstämme, den maloross. od. kleinruss. (Zaporoger K.) und die Donschen K. ursprünglich getheilt. Sie treiben ausgedehnte Viehzucht, einigen Ackerbau und nur die unentbehrlichsten Handwerke. Ihre Verfassung war ursprünglich eine demokratische, sie wählten ihren Hetman selbst und hatten keinen Adel unter sich, seit Katharina II. sind aber ihre Freiheiten bedeutend eingeschränkt worden, es ist ein auf Güterbesitz begründeter Adel geschaffen und der russ. Rangunterschied eingeführt. Im Kriege sind sie alle zum Dienste verpflichtet; sie bilden eine leichte Reiterei, die zwar regelmäßigen Truppen nicht Stand hält, jedoch als Vorposten, bei Ueberfällen, Verfolgung und Recognoscirung etc. für die russ. Armeen von unschätzbarem Werthe ist. Neuerdings sind reguläre K.regimenter mit reitender Artillerie formirt worden, deren Leistungen jedoch noch durch keine Proben bekannt sind. Außerordentlich wichtig sind die K. in den Militärkolonien am asowʼschen Meere, am Kuban und Terek, überhaupt an der Gränze gegen uncivilisirte Völker, wo sie sich als die besten u. wohlfeilsten Wächter erweisen. Ihre Anzahl beträgt wohl gegen 2 Mill.; daß sie über 50000 Krieger stellen können, ist gewiß.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 646.
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