Kreosot

[658] Kreosot, Carbolsäure = C12, H6, O2 bildet sich neben Holzgeist, Holzessig, Paraffin, Eupion, Pikamar etc. bei der trockenen Destillation des Holzes u. der meisten vegetabilischen Substanzen und findet sich theils in der wässerigen Flüssigkeit, theils in empyreumatischen Oelen. Reichenbach erhielt 1832 aus dem Holztheer sein K., u. Runge 1834 aus dem Steinkohlentheer seine Carbolsäure. Spätere Untersuchungen zeigten, daß beide Stoffe sich nur durch verschiedene Reinheit unterscheiden und somit die Carbolsäure dem K. gleich sei. – Buchenholzessig enthält 1–11/2% K., welches sich beim Sättigen mit Kochsalz od. Glaubersalz erhebt, u. durch weitere Behandlung mit Kali und nochmaliger Destillation etc. gewonnen wird. Es ist eine wasserhelle, ölartige, aber doch dünne Flüssigkeit von 1,037 spec. Gewicht, von starkem, durchdringendem, in der Ferne geräuchertem Fleisch od. Bibergeil ähnlichem Geruche. Nach Wöhler ist das K. im Bibergeil, und nach Städeler im Kuh-, Pferde- u. Menschenharn enthalten. – Das K. ist der Stoff, welcher beim Räuchern des Fleisches dasselbe vor Fäulniß schützt. Schon die alten Aegypter bedienten sich des Holzessigs, um ihre Leichname vor Fäulniß zu schützen, sie in sog. Mumien zu verwandeln. Das K. wird als antiseptisches, stygtisches und reizendes Arzneimittel bei vielen Krankheiten angewendet.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 658.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: