[74] Maintenon (Mängtnong), Françoise dʼAubigné, Madame de, geb. 1635 zu Niort aus einer verarmten hugenottischen Adelsfamilie, trat 16 jährig zur Kirche zurück u. heirathete den Dichter Scarron, der ihr die Häßlichkeit seiner Gestalt vergessen machte, indem er witzig, geistreich und gebildet war, ihre eigene Bildung vollendete und sie in Paris in die große Welt einführte. Nach Scarrons Tode wurde die M. Erzieherin, zuerst der Kinder einer portugies. Prinzessin, alsdann der 2 Söhne der Frau von Montespan, welche ihr zugleich von Ludwig XIV. 1660 einen Jahresgehalt von 2000 Livres verschaffte. Sie wußte die volle Gunst des Königs zu gewinnen, erhielt durch ihn das Landgut M., wurde Hofdame und in ihrem 50. Lebensjahre mit ihm morganatisch vermählt. Es ist glaublich, daß sie mit Ludwig XIV. nicht besonders glücklich lebte, denn die Religion war ihr Angelegenheit des Herzens, er hatte nur Religion, soweit sich dieselbe mit seiner Despotennatur vertrug. Das zurückgezogenste, vorsichtigste Leben schützte die M. nicht vor dem Verdachte, daß sie im Bunde mit Louvois, den Jesuiten u.s.w. wirksam in Staatsangelegenheiten eingreife und noch heute übersieht die Parteisucht, daß z.B. die Aufhebung des Edictes von Nantes jedenfalls ohne die M. erfolgt wäre, weil diese Aufhebung eine einfache Folge des ganzen politischen Strebens Ludwigs XIV. war. Dagegen bleibt richtig, daß der König auf die Veranlassung der M. die wohlthätige Erziehungsanstalt von St. Cyr errichtete, wohin sie selbst sich 1715 zurückzog und wo sie 1719 st. Viele durch gute Schreibart ausgezeichneten u. interessanten Briefe der M. gab La Beaumelle heraus (Amsterdam 1756, 1809), andere Auger (Paris 1826, 4 Bde.).[74]