Mißgeburt

[199] Mißgeburt (monstrum), nennt man eine von der regelmäßigen Gestalt abweichende, mißbildete menschliche Frucht. Solche Mißbildungen, äußerst mannigfaltig in Form und Grad, haben als Ursache wohl meistens abnorme, den Keim während seiner Entwicklung treffende Einflüsse, vielleicht auch zuweilen ursprüngliche Abnormität des Keimes; jene Einflüsse erregen dann entweder Krankheiten im Fötus oder bewirken [199] Hemmungen der bildenden Thätigkeit, ein Stehenbleiben auf einer gewissen Stufe der Entwickelung. Die abnormen Einflüsse selber sind noch wenig bekannt, gewiß aber sehr häufig äußere mechanische Einwirkungen. Druck, Stoß etc. Daß auch psychische Einwirkungen, Gemüthsbewegungen, lebhafte Phantasie, ferner das sog. Versehen der Schwangern zuweilen die Ursache von Mißbildungen der Frucht sein mögen, läßt sich wenigstens nicht geradezu bestreiten. – Man theilt die Mißbildungen in: 1) solche, bei denen mehr oder weniger Theile ganz fehlen oder zu klein sind (monstra defivientia); 2) Mißbildungen, welche zu viel haben, mit überzähligen Theilen (monstra abundantia); 3) solche, welche bloß Abweichungen in der Lage und Form der Organe zeigen.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 199-200.
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