Entwickelung

[571] Entwickelung (evolutio), in der Physiologie im Allgemeinen die allmälige, längere oder kürzere Zeit dauernde Ausbildung eines Organismus, speciell auch die in gewissen Lebensperioden stärker vor sich gehende Ausbildung des menschlichen [571] Körpers, sowohl im Ganzen als in einzelnen bestimmten Organen. In diesem Sinne unterscheidet man 3 Hauptperioden der E.: 1) Vom ersten Zahnen bis zum 8. Jahre, neben Zahnbildung besonders ausgezeichnet durch rasche Ausbildung des Gehirns, durch körperliches Wachsthum und Kraftzunahme; 2) vom 8. bis zum 14. Jahre, mit vorzugsweiser Ausbildung der Athmungsorgane u. Muskeln; 3) vom 14. bis 18. oder 20. Jahre, die Zeit der Pubertätsentwickelung, E. im engeren Sinne, in welcher Zeit neben der Ausbildung der Geschlechstheile und Eintritt ihrer Funktionen auch der ganze Körper seine volle Größe und Reise erlangt. – Entsprechend diesem besonderen Verhalten in Beziehung auf Wachsthum und Ausbildung disponiren die einzelnen Perioden auch zu besonderen, entweder nur oder doch hauptsächlich in denselben auftretenden Krankheiten, besonders die erste und dritte (Entwickelungskrankheiten): so in der 1. Periode die gefährlichen Entzündungen der Lunge, des Kehlkopfs, der Gehirnhäute, ferner Keuchhusten, Tuberkulose, Scrophulose, Knochenkrankheiten, namentlich Rhachitis; in der 3. Congestionen, Blutungen, Lungenentzündung, Geistesstörungen, bei Mädchen Menstruationsfehler, Bleichsucht.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 571-572.
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